Genauso wie Michael ‘Bully’ Herbig allein mit der (optischen) Qualität seiner neuesten Komödie “(T)Raumschiff Surprise” erfolgreich das deutsche Kino an neue Ufer führt, hebt Samy Deluxe mit seinem zweiten Solo-Album “”Verdammtnochma” (EMI) locker den deutschsprachigen HipHop weit über den Standard auf das nächste Level. Und das nicht nur Flow-technisch. Schließlich hat der junge Mann aus Hamburg auch thematisch eine große Bandbreite zu bieten: Von Ich-bin-der-Beste-Stücken wie der ersten Single “Zurück” über seine Ode an das weibliche Geschlecht “Warum” bis hin zu nachdenklicheren Texten in “Generation” und “Was Was”.
In “Warum” erzählst du, dass du bei schönen Frauen schwach wirst. Was sagt denn deine Frau Brooke Russell dazu?
Ich habe Brooke immer von dem Stück berichtet, bis es so war, wie ich es wollte. Als ich ihr dann das fertige Ding gezeigt habe, war ich schon etwas nervös. Aber sie hat’s sehr gut aufgenommen. Warum soll ich so ein Thema auch nicht behandeln, nur weil ich in einer Beziehung bin? LL Cool J ist seit Jahren verheiratet und rappt trotzdem über irgendwelche imaginären Chicks. Da ist auch Entertainment dabei – und auf das Level will ich es bringen!
Was ist die Idee hinter Stücken wie “Generation”?
Die Leute stellen sich das immer so vor, als ob ich mir bei den Stücken fürs Album genau überlege, welche Themen ich behandeln will. Dabei höre ich eher auf den Beat, was er mir sagt. Ich hatte relativ schnell den Refrain und das Konzept gefunden, wie ich die Strophen entwickeln wollte. Es geht immer bei den Reimen darum, dass die erste Silbe bei vier Takten a, e, o, u und i ist. So z.B. bei “Wir sind aufgewachsen in/ harten Zeiten/Staat zu scheißen/Rat zu meiden/arm zu bleiben”. Als Idee hatte ich noch im Kopf, dass du ohne die Selbstlaute kein einziges Wort bilden kannst. Das wird aber da draußen wahrscheinlich niemand einfach so verstehen. Natürlich ist es inhaltlich auch so, dass da keiner sagen wird: Wow, das wusste ich ja gar nicht. So war’s bei “Weck Mich Auf” ja auch. Aber ich habe wohl das Talent, Dinge in eine Form zu bringen, die sich die Leute gerne merken und aussprechen.
Du bist einer der wenigen MCs, der Gerhard Schröder direkt anspricht. Was willst du damit erreichen?
In “Denk” gebe ich einfach alle möglichen Gedanken wieder, die ich so habe. Dabei sage ich, dass ich ihn mal anrufe, um ihm zu sagen, wie es da draußen aussieht: “Und denk dran, Gerhard, die Stimmung auf den Straßen ist kalt. Ich denk an Drogen, Waffen und Alk/ und Hass und Gewalt”. Das ist das Derbste. Gerhard und Manfred, der Name meines Stiefvaters, sind so deutsche Namen, dass sie so gar nicht in den Rap-Kontext passen. Trotzdem bringe ich sie da so unter, dass es ein Schmunzeln auf die Lippen bringt. Der Beweggrund ist, dass auch andere darüber nachdenken. Ich wurde auch schon mal von der Presseabteilung der SPD angesprochen, ob ich nicht mal öffentlich mit ihm reden wollte. Aber was sollte mir das bringen?
Text: Holger Köhler
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