Fuck Yeah! Zum zweiten Mal überhaupt in der Bandgeschichte zerrockten Tenacious D das europäische Festland und hinterließen damit einen bleibenden Eindruck.

Zwei Langspieler zählten bisher zu ihren akustischen Veröffentlichungen – nicht gerade viel für eine Band, die nun seit 18 Jahren mehr oder weniger aktiv ist. Generell schien es nicht gut ausgesehen zu haben um The D. Jack Black machte sich nach dem Flop des gemeinsamen Films “The Pick of Destiny” (hierzulande erschienen als “Kings of Rock”) in Hollywood einen Bunten, während Kyle Gass reif für die Klapsmühle war – mit dieser obskuren Vorgeschichte meldeten sich die beiden Schwergewichte mit ihrem fulminanten Drittwerk “Rize of the Fenix” zurück. Wer das Doppel jedoch kennt, weiß, dass hinter ihren Auftritten stets übertriebene Schauspielerei mit einem gehörigen Schuss Selbstironie steckt.

Eines nehmen die beiden jedoch verdammt ernst: den Rock. So machten sie sich vergangenes Wochenende auf die Socken, um endlich wieder Europa zu beglücken – ihre ersten beiden Auftritte auf deutschem Grund absolvierten sie in den Tagen zuvor bei Rock am Ring und Rock im Park. Wie man auf den Live-Mitschnitten erkennen kann, dankten es ihnen die Fans nicht nur – sie huldigten die beiden wie Götter. In Amsterdam am Tag darauf sah das nicht anders aus.

Doch eins nach dem anderen. Bevor Jack und Kyle die Bühne betraten, wurde dem gespannten Publikum der Heineken Music Hall The Bots vor die Nase gestellt. Gefühlt nicht älter als 14, heizten sie in Tradition von Bands wie den Black Keys oder Death From Above 1979 richtig ein. Bereits bei den ruppigen und wilden Songs dieser beiden Rabauken wurde deutlich, wie toll der Sound der Heineken Music Hall ist – was gleichzeitig die Frage aufwarf, wieso große Bands hierzulande noch immer in “Mehrzweckhallen” mit größtenteils grausamer Akustik spielen mussten. Hier tönten die Instrumente perfekt und glasklar. 

Und dann ging es endlich los: Nicht lange nach den letzten Tönen von The Bots betraten Jack und Kyle die Bühne und gaben zunächst die besten Songs ihres aktuellen Albums zum besten, während sich im Hintergrund der riesige Phoenix vom Cover des neuen Albums aufbaute (Hat hier jemand ‘Penis’ gedacht? Pfui!). Als Jack “Are there some Germans here?” fragte, erschien es, als ob dies von der gesamten Halle bejaht wurde. Das Publikum war jedoch eine kunterbunte Mischung, die Tenacious D gemeinsam abfeierte – von der ersten bis zur letzten Sekunde. Auf der Bühne befanden sich jedoch nicht nur die beiden Hauptakteure: Unterstützt wurden Jack und Kyle von Gitarre, Schlagzeug, Bass und Backingvocals. Allesamt Freunde und Musiker aus dem Trainwreck-Umfeld, die ihr Handwerk tadellos beherrschten und damit dezent im Hintergrund glänzten.

Abgesehen von den Songs, die live über alle Zweifel erhaben sind, gab es zwischendurch mit grenzdebilen Ansagen und Showeinlagen einiges zu lachen. Währenddessen fraß das Publikum den beiden aus den Händen. Selbst das “Saxaboom”-Solo auf einem Kindersaxofon wurde abgefeiert, als ob Michael Jackson wiederauferstanden wäre. Bei Songs wie “Tribute” oder “Kickapoo” verstand man trotz des einwandfreien Klangs und der fulminanten Lautstärke sogar die Lyrics nicht, weil das Publikum die beiden schlichtweg übertönte. Auch ein The Who-Medley, dass zwischendurch eingestreut wurde, hielt die ausgelassene Stimmung aufrecht, selbst wenn es schien, dass die wenigsten Leute die gespielten Songs kannten.


Die Höhepunkte des Konzerts aufzuzählen wäre müßig. Von der ersten bis zur letzten Sekunde herrschte pure Euphorie und man merkte, dass Tenacious D trotz der recht geringen Anzahl von Veröffentlichungen etliche Hits in petto haben. Dennoch wurde die Band nicht entlassen, bis ihre wohl bekannteste Hymne “Fuck Her Gently” gespielt wurde, natürlich akustisch und romantisch. Noch ein letztes Mal grölte die Halle aus vollen Kehlen, bis sie wieder in die kühle und verregnete Amsterdamer Nachtluft gelassen wurden. Nach 100 Minuten war das Konzert dann auch viel zu schnell zu Ende. Nicht wenige der 5500 Besucher standen noch lange in und neben der Halle, starrten glücklich ins Nichts und versuchten die akustische Schockwelle zu verarbeiten, von der sie in den letzten beiden Stunden übermannt worden sind. 

Glücklich übrigens, wer dabei war: Das Konzert hat sich nur wenige Stunden nach Bekanntgabe restlos ausverkauft. Dieser Abend zeigte, dass jahrelange Vorfreude sich manchmal doch lohnen kann. Aufgrund der Textsicherheit ist anzunehmen, dass nur die wenigsten im Publikum The D erst vor kurzem kennen gelernt haben. Hoffen kann man jetzt nur noch auf ein schnellstmögliches Wiedersehen.

Text und Fotos: Danilo Rößger

Hier die Setlist für alle Daheimgebliebenen:

01. Rize of the Fenix
02. Low Hangin’ Fruit
03. Senorita
04. Deth Starr
05. Roadie
06. Throw Down
07. Saxaboom
08. Kielbasa
09. Kickapoo
10. Dude (I Totally Miss You)
11. Kyle Quit the Band
12. Friendship
13. Karate
14. The Metal
15. Wonderboy
16. Beelzeboss (The Final Showdown)
17. Pinball Wizard / There’s a Doctor / Listening to You
(The Who cover)
18. Tribute
19. Double Team

20. Baby
21. Fuck Her Gently