Die nach einem New Yorker Stadtteil benannten The Bronx aus Los Angeles sind die derzeit mitreißendste Live-Band im Punkrock. Nach zwei selbstbetitelten Alben baut sich das Krachquintett mit “The Bronx III” endgültig sein eigenes Denkmal und nistet sich ein in den Hirnen der Zielgruppe als astreine Alternative zu lieb gewonnenen Favoriten wie Rise Against oder Dillinger Four . Wir trafen die Sänger Matt Caughthran und Gitarrist Joby Ford vor ihrer Show im Kölner Underground.
Euer drittes Album ist genau wie die ersten beiden Scheiben selbstbetitelt. Worin liegen die wesentlichen Unterschiede zwischen Album eins, zwei und drei?
Matt: Nur weil wir alle unsere Platten gleich betiteln, heißt das noch lange nicht, dass sie auch gleich klingen! Wir versuchen schon, uns weiter zu entwickeln und neue Dinge zu probieren. Selbst wenn man das nicht immer hört.
Joby: Unsere ersten Songentwürfe kamen aus allen Richtungen: Wir hatten psychedelische Nummern, Rocknummer, schnelle Lieder, langsame Lieder, kurze Lieder. Wir schmeißen alles an die Wand und schauen dann mal, was so kleben bleibt. Schlussendlich diktiert sich jedes Album selbst, wobei unser diesmaliges Motto war: Reduce to the max. Wir haben alles, was nach Bombast und Ballast klang, über Bord geworfen, um ein Album machen, das nach einer Band klingt, nicht nach einer Maschine. Also organisch, ehrlich und frei von Schuld.
Matt: Um einen meiner Lieblingsausdrücke aus meiner Zeit als Bankkunde zu verwenden: das Album ist “stromlinienförmig”: keine Umleitungen, keine Ampel, sondern einfach nur Überholspur.
Ihr habt parallel an zwei Alben gearbeitet. An der Punk-Platte von The Bronx und an einer Mariachi-Scheibe mit eurer Inkarnation El Bronx.
Matt: Stimmt. Mit El Bronx spielen wir unsere Songs verkleidet als mexikanische Maraichi-Band, mit Trompete und so. Als wir im Sommer die “Warped Tour” gespielt haben, sind wir parallel zur Show mit The Bronx auch täglich als El Bronx aufgetreten, das war lustig. Das Album von El Bronx ist zwar parallel zu “The Bronx III” entstanden, erscheint aber erst im März 2009.
Mariachi El Bronx
Die “Warped Tour” bespielen derzeit in erster Linie Emo-, Screamo- und Hardcore-Bands. Die Fans welcher Gruppe hasst ihr heute am meisten?
Matt: Du hast in deiner Liste die der “christlichen” Musik zugeneigten Hörer vergessen. 70% der diesjährigen an der ‘Warped Tour’ teilnehmenden Bands stammen aus der so genannten “Christenszene”. Sogar Hardcore-Bands, von denen niemand für möglich gehalten hätte, dass sie so gottesfürchtig unterwegs sind, kamen auf die Bühne und sagten: “Bevor es losgeht, lasst uns gemeinsam den Herren preisen.” Echt seltsam.
Joby: Mit Religion lässt sich eben eine Menge Geld verdienen.
Matt: Ein amerikanischer Vater kauft seiner Tochter niemals eine Bronx-CD. Aber er kauft ihr eine Underoath-CD, weil diese Band all das hat, was die Jugend aufregend findet, aber mit einer “positiven Message”. Sowas lieben die Eltern.
Florian Hayler
No Comment