Über sich selbst zu reden macht Ali Eckert keinen Spaß, und über seinen Lebenslauf muss man seiner Meinung nach nur wissen, dass er ein wenig zu lange in Wiesbaden gelebt hat und schon seit einer halben Ewigkeit in der Filmbranche arbeit, u.a. an „kommerziellen Scheißjobs von Imagefilmen bis zu Werbeclips“. 2003 drehte er zusammen mit Daniel Acht den Kurzfilm „Dark Ages“, eine fette Historienkomödie. Nun haben die beiden mit „Video Kings“ auch ihren ersten langen (und angeblich dünnen!) Langfilm gedreht. Darüber spricht Ali dann allerdings doch ganz gerne – und genau das haben wir natürlich getan!

Trailer: Video Kings

Daniel Acht und Du habt den Film ja eigentlich schon 2004 gedreht. Warum hat es so lange gedauert, bis er nun auch ins Kino kommt?
Wir konnten einfach niemandem in unserem Team Geld bezahlen, das hat die Sache sehr verlangsamt. Nimm zum Beispiel die Filmmusik: Als wir den fertigen Schnitt hatten, war klar, dass die falsche Musik den Film jetzt wieder drei Klassen schlechter machen kann. Wir hätten den Film in dem Stadium auch einfach schnell fertig machen können, aber wir wollten einen Musiker finden, der ihn im Gegenteil noch eine Klasse besser macht. Das hat aber über ein Jahr gedauert – denn wenn man gute Leute findet, die so etwas umsonst machen, ist natürlich auch klar, dass die unser Projekt immer wieder verschieben, wenn ihnen noch ein bezahlter Job dazwischen kommt.

Low Budget ist also noch untertrieben, oder?

Wir wussten, dass wir kein Geld haben, also wollten wir gar nicht erst versuchen, etwas zu sein, was wir nicht sind. Deswegen ist „Video Kings“ zwar ein langer, aber ziemlich dünner Film: „Fett“ heißt, viel Kohle für große Bilder ausgeben. Bei uns waren Charaktere und Geschichte, das ein und alles. Natürlich ist es beim Drehen schmerzvoll, noch mal ganz genau mitzubekommen, was du eben nicht machen kannst, weil du kein Geld hast. Aber dafür haben wir einen Film ins Kino gebracht, bei dem es niemanden gab, der uns irgendwie hätte reinreden können.

Eigentlich erstaunlich, dass Eure Besetzung von Wotan Wilke Möhring über Bela B. bis Til Schweiger dafür richtig prominent ist…
Du kannst auch ohne Geld Leute für ein Projekt gewinnen, sogar große Namen. Alles was du brauchst ist ein Drehbuch, das sie mögen. Aber wenn du nichts bezahlst, darfst du sie natürlich auch nicht so lange einbinden. Bei einem typischen Film sind die Hauptdarsteller mindestens für fünf Wochen voll eingespannt, aber so lange kann sich natürlich niemand freihalten, wenn es kein Geld gibt. Also wussten wir, dass wir den Kern unseres Films in zweieinhalb Wochen abgedreht haben müssen. Es gab dann zwar noch hier und da einzelne Drehtage, aber mehr haben wir nicht gebraucht. Und dass, obwohl wir – fast zu konsequent – gesagt haben, dass wir keine Überstunden machen, denn ich empfinde es als echten Wahnsinn dass bei solchen freien Produktionen die Leute häufig ausgebeutet werden. Dazu haben Daniel und ich zu viele eigene Erfahrungen dieser Art gemacht, als dass wir es unserem Team zugemutet hätten, 14 oder 16 Stunden ohne Bezahlung zu arbeiten.

Ganz schön beeindruckend, dass Ihr das durchgehalten habt.
Was heißt beeindruckend! Den Preis dafür haben wir natürlich bezahlt. Man sitzt hinterher im Schnitt und denkt: „Das kann doch nicht wahr sein! Der Film wird nie was.“ Wenn man kein Geld hat, kann man eben nicht den gleichen technischen und visuellen Standard halten wie eine Produktion mit großem Budget. Die Frage ist dann nur, ob der überhaupt so wichtig ist bei einem Film wie unserem. Bei vielen Filmen kommt es darauf an, aber Daniel und ich dachten uns: drauf geschissen! Entweder die Geschichte und die Figuren funktionieren und der Zuschauer hat Spaß oder sie tun es eben nicht. Aber dann hätten uns auch eine Woche mehr Drehtage nicht geholfen.

Fördern denn solche Beschränkungen die eigene Kreativität?
Im Vorfeld auf jeden Fall. Beim Drehen selbst prüfen sie dich eher. Da zeigt sich dann, wie erfahren und flexibel du bist. Du kannst eben nicht rummosern oder nach Entschuldigungen suchen, sondern musst sofort Lösungen finden. Das ist eine echte Herausforderung und macht bis zu einem gewissen Grad sogar richtig Spaß. Es gibt allerdings auch eine Grenze, wo es nicht mehr lustig ist. Aber selbst dann musst du ja weitermachen, denn wie heißt es so schön in „24“: „failure is no option“.

Über die Filmmusik von Larry Hucas haben wir ja schon gesprochen. Wie sieht es denn aber aus mit den Songs? Hat das auch so lange gedauert?
Wenn ich vorher gewusst, wie schwierig es ist, für kein Geld die Songrechte zu bekommen, hätte ich wahrscheinlich gar nicht erst angefangen es zu versuchen. Es waren dann – und das muss ich immer wieder sagen, denn sie haben es verdient – die Beatsteaks und das Label Fat Wreck, die als erstes ohne Geld mitgemacht haben und so halfen, das Eis zu brechen. Sie haben es ermöglicht, dass wir die ersten Stücke umsonst bekamen, und damit konnte ich dann die anderen überzeugen. Aber normalerweise ist so etwas in diesem furchtbaren Wirrwarr der Musikrechte eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit!

Interview: Patrick Heidmann