Des einen Freud, des anderen Leid: Diese traurige Redewendung bewahrheitet sich auch wieder in der Band-Geschichte von The Stills. Tim Fletcher und Dave Hemlin kennen sich schon seit der High School und beide machen unabhängig voneinander Musik. Erst als sie einen guten alten Freund in Europa besuchen kreuzen sich auch ihre musikalischen Pfade. Besagter Freund hat nämlich aufgrund von sucht-artigem Drogenkonsum arge Geldprobleme und die beiden Kumpels Dave und Tim entscheiden sich sein Leid ein wenig zu lindern, indem sie ihm eine alte Band-Maschine abkaufen.
Mit dem guten Stück nehmen sie gegenseitig ihre erste Kompositionen auf und spornen sich an. 2000 fühlen sie sich gut genug für eine Band. Die Freunde Greg Paquet und Oliver Corbeil werden mit ins Boot geholt und man gibt dem Kind den Namen The Stills. 2003 geht’s zu einem Band-Ausflug vom heimatlichen Montreal nach New York. Der vier monatige Aufenthalt in der Mega-Metropole beschert den fünf Kanadiern nicht nur den ersten Plattenvertrag bei Vice Recordings und die EP „Rememberese“, sondern man bekommt auch gleich noch einen Platz in der New York-Sound Schublade zugewiesen. Die darf sich die Band zwar mit so großen Namen wie Interpol und The Strokes teilen, ganz wohl fühlen sie sich darin allerdings nicht. Nach einer Tour durch die Staaten und einem gefeiertem Auftritt beim South by South West geht’s zurück zum Big Apple ins Studio von Gus van Go. Der düstere Sound des Debüts, „Logic Will Break Your Heart“, unterstützt aber nicht unbedingt die Ambitionen der Band auf einen Schubladenwechsel.
Auf der anschließenden Tour durch Europa wird die Band vor eine Zerreiß-Probe gestellt. Der ewige Tour-Streß und gesundheitliche Probleme nagen schwer an den Nerven, der gemütlichen Kanadier. Erst denkt Dave Hemlin ans aufhören, aber dann wirft Gitarrist Greg Paquet das Handtuch. Dave wechselt jetzt vom Schlagzeug an die Gitarre und singt auch. Außerdem holt man sich mit dem Broken Social Scene-Keyboarder Liam O’Neil einen fünften Mann ins Line-Up. Ersatz-Schlagzeuger wird Julian Blais.
Das neue Album wurde zwar wieder von Gus van Go produziert, allerdings klingen The Stills in neuer Besetzung ein Stück weit entspannter und heiterer. „Without Feathers“ erscheint 2006 und beinhaltet Gastauftritte von Emily Haines (Broken Social Scene) und Melissa auf der Maur (Ex-Hole, Ex-Smashing Pumpkins). Nachdem die Band immer tiefer den Broken Social Scene Dunstkreis eintaucht, erfolgt folgerichtig der Wechsel zum Arts&Crafts Label. Das dritte Album der Band „Oceans Will Rise“ erscheint im August 2008 und ist erneut von Gus van Go produziert. Obwohl The Stills musikalisch ihrem Namen nicht unbedingt huldigen, bewegen sich manche Dinge eben nicht.
The Stills sind:
Tim Fletcher – Gitarre & Gesang
Dave Hemlin – Gitarre & Gesang
Liam O’Neil – Keyboard & Percussion (seit 2005)
Oliver Corbeil – Bass
Julien Blias – Schlagzeug
Greg Paquet – Gitarre (bis 2005)
Sebastian Koch
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