Als Paradebeispiel für gelungene Vergangenheitsbewältigung haben sich die Herren Post-Hardcore-Frickel-Könige Thursday kürzlich in den Musik-Annalen verewigt. Nach Jahren beleidigten Kalbsleberwurstdaseins traf man sich mit Ex-Label-Chef Tony Brummel, der somit – in Anlehnung an sein Label Victory Records – einen moralischen sowie Prestige-Sieg einfuhr, und kremierte gemeinsam die unschönen Irrungen der Vergangenheit. Ergebnis: Mit “Kill The House Lights” präsentieren Master-Gehirn Geoff Rickly und seine fünf Frickellanten das erste DVD-Release der Bandgeschichte, das zudem auch noch mit einem B-Seiten- und Alternativ-Versionen-Album inklusive einer brandneuen Thursday-Hymne aufwartet.
, freut sich Rickly über die begrabene Kriegshellebarde und hat eine neue Aufbruchstimmung in der Band ausgemacht.
Doch trotz aller Harmonie und Re-Verbrüderung mit dem Ex-Geliebten – ob das nächste Thursday-Album, dem sich die Donnergötter Anfang 2008 widmen wollen, auch auf Victory erscheinen wird, steht laut Rickly noch in den Sternen. Hauptsache weiter geile Musik machen – egal ob auf einem Major, beim Ex oder in Omis Tonstudio. Thursday sind eben Musiker aus Leidenschaft, auch wenn sich das manchmal negativ auf die Konsumierbarkeit ihrer Stücke auswirkt. Stichwort: Frickeln für Fortgeschrittene.
Ist sicher nachvollziehbar, was sich Herr Rickly dort wünscht, doch gerade weil der Thursday-Sound (mitunter) so sperrig ist, umweht diese Band doch diese mysteriöse Faszination, dieser Hauch von Genialität, der ihre Auftritte und Alben stets zu einem außergewöhnlichen, wenn nicht kathartischen Erlebnis macht.
Fast wie bei einem ‚Out of Body Experience’, bei dem sich kurzzeitig der Zugang zu göttlichen Sphären öffnet. Doch wer den Donnergott im Namen trägt, hat wohl automatisch einen guten Draht nach oben. Schon mal die Hauslichter ausknipsen und ein paar Kerzen fürs nächste Superzellengewitter bereitstellen!
Benjamin Foitzik
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