Die rotzigen Rüpel aus dem Hause Saddle Creek haben nicht lange auf ihr neues Werk warten lassen. Der selbstbetitelte Longplayer ist bereits das zweite Two Gallants-Album im aktuellen Jahr und macht das Duo besonders glücklich.

Euer Output ist beeindruckend. Was macht diese kreative Ader aus, die euch in den letzten eineinhalb Jahren dazu brachte, drei Alben zu veröffentlichen?
Tyson Vogel: Wir teilen die Arbeit genau untereinander auf. Ich für meinen Teil hätte als Drummer in vielen Bands eine untergeordnete Rolle und wäre nur der Typ am Schlagzeug. Bei den Two Gallants gibt es zwischen Adam und mir keine Unterschiede, was das Songwriting angeht.
Adam Stephens: Dem kann ich nur zustimmen! Als Sänger und Gitarrist der Band war mir auch von Anfang klar, Tyson muss voll mitziehen wenn es ans Schreiben geht. Ich wollte nie in einer Combo spielen, wo nur einer das Sagen hat.

Im Sommer habt ihr mit “The Scenery Of Farewell” ein untypisches Werk veröffentlicht. Nur mit Akustiksongs bestückt, zeigte es die ruhigere Seite von euch.
Tyson Vogel: Die Geschichte dahinter ist folgende: Eigentlich hatten wir nach unserer letztjährigen Platte “What The Toll Tells” ein Doppelalbum für 2007 eingeplant. Leider war unser Label davon nicht so angetan wie wir und bat uns, die Sache noch einmal zu überdenken. Wir sind erstmal stur geblieben. (überlegt) Allerdings muss man sehen, dass ein Doppelalbum für den Hörer wirklich schwerer zugänglich ist. Nicht nur wegen der Anzahl der Songs, sondern auch auf Grund des inhaltlichen Umfangs. Das leuchtete uns ein und wir schmissen die Idee über den Haufen.

Ihr hättet mit eurem neuen Album “Two Gallants” noch warten und es erst im nächsten Jahr veröffentlichen können!
Adam Stephens: Warten wäre für uns ein Problem gewesen, weil wir sehr intuitiv arbeiten und lange Denkprozesse meiden. Hast du aber ein fertiges Werk zu Hause liegen, grübelst du den ganzen Tag darüber, ob es nun wirklich gut ist, ob es deinen Ansprüchen genügt und vor allem, ob es lohnt, veröffentlicht zu werden?!
Tyson Vogel: Genau das ist problematisch: Zu viel Zeit mit Songs zu verbringen. Dafür sind wir zu sprunghaft, also raus mit der Platte. (lacht)

Auffallend ist zudem, dass die Songs versuchen neue Akzente setzen und nicht versuchen, eurem erfolgreichen Europadebüt “What The Toll Tells” nacheifern.
Tyson Vogel: Wenn du plötzlich mit einem Album solch einen Erfolg hast, kann es im Studio schnell passieren, dass du einer gewissen Formel anheim fällst und deine erfolgreichen Sachen kopierst. Das haben wir versucht zu vermeiden und die raue Seite stärker mit einer gewissen Sensibilität kombiniert. Es ging diesmal nicht um die Wut im Bauch, sondern um das Gefühl im Herzen.
Adam Stephen: Man sollte sich vor dem Studiobesuch Gedanken machen, wie man die Demos umsetzen möchte. Das Zufallsprinzip haben wir diesmal umgangen, weil wir schon bei den Demos dachten: Viel hinzufügen gibt es eigentlich nicht!

Ein großes Drama war im Vorfeld der Titel des Albums. Darüber habt ihr sehr lange grübeln müssen und seid zu dem Entschluss gekommen, die Platte mit eurem Bandnamen zu benennen. Eine klassische Notlösung?
Adam Stephens: Es war wirklich wie verhext mit dem Titel. Wir hatten bereits alle Songs fertig und trotzdem keine Idee, wie wir das Album nennen.
Tyson Vogel: Viele Bands betiteln ihre Debüts nach sich selbst und geben so ihren Einstand. Wir hatten bei “Two Gallants” zum ersten Mal das Gefühl wirklich alles auf einen Nenner gebracht zu haben.
Adam Stephens: (unterbricht Tyson) Erzähl die Sache nicht so aufgeplustert! Die Platte heißt so, weil uns nichts Besseres einfiel als “Two Gallants“.

Während die Beiden noch debattieren, welche Version die richtige ist, sollten sie sich lieber über das Ergebnis freuen. Ihr viertes, selbstbetiteltes Album besticht durch unbändige Spielfreude: Tyson Vogel traktiert seine Drums über weite Strecken der Platte mit viel Gefühl, während Adam Stephens euphorisch die Saiten der Akustikgitarre schwingt und sein Gesang konzentrierter den je wirkt. Ein Werk, welches daran erinnert, wie abwechselungsreich Folk sein kann.

Text: Marcus Willfroth

Heimat: twogallants.com

MySpace: myspace.com/twogallants

Two Gallants auf Tour:

22.11. Hamburg – Knust
10.12. Schorndorf – Manufaktur
11.12. Munich – Ampere
12.12. Frankfurt – Mousonturm
13.12. Koln – Gebaeude 9
14.12. Hannover – Glocksee
15.12. Berlin – Postbahnhof