Allzu oft fehlt im Hip Hop die geforderte Frische. Übliche Themen wie Frauen, Autos, Geld und Frauen wurden zur genüge berappt und wirken nach dem 10.000 Aufguss auch nicht mehr sonderlich originell. Ähnlich sieht es auch Andy von Ugly Duckling: „Im Hip Hop-Untergrund ist es so, dass die Leute eine extrem seltsame Wahrnehmung haben. Wenn du beispielsweise wie die Dilated Peoples bist, wirst du nicht als Hip Hop angesehen – die Leute haben oft keinen Plan, wovon sie sprechen. Über uns wurde schon “dumme weiße Rapper, die Hip Hop im Einkaufszentrum gehört haben” geschrieben. Nur weil wir Spaß haben, denken viele, dass wir nur rumalbern. Es irritiert mich sehr, wenn Leute denken, dass du als Hip Hopper hart und ernst sein musst.”

Die drei von Ugly Duckling sind anders. Der harten Ghetto-Masche abgeschworen, befinden sie sich im kreativen Fahrwasser von Westcoast-Underground-Formationen wie Defari und die The Likwid Crew, Planet Asia, Dilated People, Declaime, Jurassic 5 und den Black Eyed Peas. Mit intelligenten Texten und „freshen“ Beats bringen sie den Hip Hop zu seinen Wurzeln zurück und erfreuen sich besonders in Europa großer Beliebtheit. Dass Ugly Duckling in diesem Rahmen noch eine Sonderstellung einnehmen, liegt vor allem an ihrem hellen Hauttaint. Andy “Andycat” Cooper, Dizzy “Diz” Dustin und DJ Young Einstein sind weiße Rapper und somit im Rap-Game immer noch Vorurteilen ausgesetzt und dass trotz Eminem. Zu Slim Shadys Bedeutung haben Ugly Duckling dann auch eine ganz eigene Meinung. “Eminem gehört nicht zu meinen Vorbildern. Nicht, weil er nicht talentiert wäre, im Gegenteil. Aber auf mich wirkt er eher wie ein Kabarettist, der sich zu ‘nem Beat bewegt, als ein ernstzunehmender Rapper. Sein einziger Verdienst ist es, sich den Respekt der Großen im Biz verdient und damit gezeigt zu haben, dass man auch als Weißer im Rapgame akzeptiert werden kann, wenn man Skillz hat.” (Juice, Mai 2001)

Im Jahre ´93 fanden sich die B-Boys Andy “Andycat” Cooper, Dizzy “Diz” Dustin und DJ Young Einstein in der G-Funk-Hauptstadt Long Beach, California zusammen. Schnell war ihnen klar, dass der omnipräsente Machoismuszug geradewegs in die kreative Mauer knallt. Man versuchte sich an neuer Frische, die ihrer Zeit voraus war. Dr. Dres Grooves von “The Chronic” saßen noch zu tief und Snopp Doggs Hundegebell war auch noch nicht gänzlich verhallt. Und so mussten sich die drei anderweitig Geld besorgen. Andy arbeitet in einem Buchladen, Einstein ist aktiv an der DJ Crew The Drum Majors beteiligt und Dizzy “Diz” beschafft sich auf verbotenem Wege ein weinig Geld.

1997 veröffentlichen sie in Eigenregie die erste 12-Inch Single “Fresh Mode”. Ein Jahr später werden sie von 1500 Records unter Vertrag unter Vertrag genommen. Ein Jahr später erscheint die EP “Fresh Mode” Andy dazu: „Die acht Stücke von “Fresh Mode” kamen ursprünglich von einem Tape, das wir auf Jams verkauft haben. Die Stücke haben wir in einer Woche aufgenommen und hatten zu dem Zeitpunkt nicht mal einen Plattenvertrag. Die EP war eine Art erweiterte 12-Inch, mit der wir einfach ‘Hallo’ sagen wollten“ und das machte sie. Besonders diesseits des Atlantiks sorgte sie für beachtliche Begeisterungsstürme. Die dezenten Oldschool-Anleihen, die intelligenten Texte und Party-Grooves hauchten dem im Hip Hop beliebten Begriff „Fresh“ wieder Leben ein. Es war eine Renaissance der Native Tongue-Ideale. Darüber hinaus gelang Ugly Duckling dank süßem Mädchen Chorus bei „Everybody C’Mon“ ein kleiner Hit.

Neben der auf Platte gefangenen Qualität sind Ugly Duckling eine der besten Live Acts ihres Genres. Von ihrer Qualität überzeugen konnten sich die Fans in Europa, Asien und Europa auf einer ihrer zahlreichen Auftritte, bei denen sie sich u.a. schon mit The Roots, Kool Keith, Black Eyed Peas, Del The Funky Homosapien und Jurassic 5 die Bühne teilten.

Ende April 2001 folgte in Europa das Debütalbum „Journey To Anywhere“ auf XXL Recordings. Einziger Unterschied zur EP: „Dieses Mal haben wir uns mehr Zeit genommen, haben die Stücke vernünftig abgemischt und für das Album zusammengestellt. Auf “Fresh Mode” wollten wir den Leuten zeigen, wo wir herkommen, was wir an Hip Hop lieben, und unsere Hip Hop-Favoriten grüßen. Klar machen wir das diesmal auch. Wir haben aber unsere Themenbereiche erweitert, Songs gemacht über eine Reise ins Weltall, Cartoons, Goldketten und Girls, die nicht von schleimigen Typen angemacht werden wollen.” Es folgte eine abermals umjubelte Tour, bei der die auch in Deutschland halt machten.

Folgende Alben ließen dann jedoch auf sich warten. Erst 2004 erschien „Combo Meal“ und 2006 „Bang For The Buck“. Dennoch waren beide wieder Beweiß genug, dass Ugly Duckling von einem anderen Hip Hop-Stern kommen. Von einem Planeten, voller Taten und keinem Getue und auf dem Humor, „Freshness“ und Kreativität mehr wiegt als Karat.

Hans Erdmann