Wenn ein unscheinbarer Soundtüftler und eine Aufmerksamkeit erregende Sängerin gemeinsam Musik machen, muss man sich schon immer mal wieder Sorgen um den dauerhaften Bestand des Duos machen.
Alison Goldfrapp und Will Gregory haben es immerhin schon bis zum dritten Album geschafft, und wenn man Will Glauben schenken darf, steht Goldfrapp keine Zukunft à la Moloko bevor: “Die beiden waren ja auch mal privat ein Paar. Das ist dann für die Zusammenarbeit natürlich besonders schwierig – wahrscheinlich muss das zwangsläufig irgendwann schief gehen. Unsere Situation ist dagegen eine völlig andere. Allison und ich sind zwei grundverschiedene Persönlichkeiten, unsere Kommunikation ist in erster Linie immer eine musikalische. Dadurch hat unsere Zusammenarbeit oft etwas sehr geschäftliches, was aber die Sache vereinfacht. Außerdem sind wir beide ziemlich schnell gelangweilt von Musik, die in unseren Augen keine sehr hohe Qualität hat. Dadurch haben wir in der Zusammenarbeit immer einen ähnlichen, objektiven Level und streiten uns so gut wie nie. Ich beobachte das oft bei Menschen, die dauerhaft gemeinsam Musik machen, dass das Erfolgsgeheimnis in der Unterschiedlichkeit der Personen liegt. Denn dann nimmt man sich gegenseitig nichts weg oder pfuscht im Revier des anderen herum.”
Wie beneidenswert gut diese Zusammenarbeit funktioniert, hört man auf dem neuen Album ‘Supernature’ vom ersten Beat an. Ihrer auf dem Vorgänger ‘Black Cherry’ entdeckten Vorliebe für gnadenlose Elektrobeats sind Goldfrapp auch dieses Mal treu geblieben, und sie zeigen sich dabei noch experimentierfreudiger und dekadenter als beim letzten Mal. “Wir sind selbstbewusster geworden bezüglich der neuen Richtung, die wir mit unserem letzten Album eingeschlagen haben”, erzählt Will. “Im Umgang mit Beats und den Drums sind wir einfach noch viel sicherer geworden. Einen Song wie ‘Oh La La’, der eigentlich nur aus einer Note und einem Rhythmus besteht, hätten wir damals für ‘Felt Mountain’ sicherlich noch gar nicht schreiben können. Diesen Minimalismus finde ich sehr aufregend, aber den mussten wir erst lernen. Und wir hatten auch kein Problem mehr damit, unsere eigenen Regeln zu brechen, so das wir für zwei Songs zum ersten Mal echte Gitarren benutzt haben.”
Die erste Single ‘Oh La La’, auf der jene Gitarren schweißtreibend zum Einsatz kommen, ist dabei nur einer von vielen Höhepunkten auf ‘Supernature’, das vor sexy Beats nur so strotzt. Song für Song reiten Goldfrapp auf ihrem weißen Pferd, das Bianca Jagger alle Ehre machen würde, glamourös über die Tanzfläche – und der Himmel hängt voller funkelnder Discokugeln.
Text: Patrick Heidmann
Heimat: goldfrapp.co.uk
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