Datsuns-Gitarrist Christian Datsun sitzt allein im Konferenzzimmer in Berlin-Kreuzberg. Während Sänger Dolf auf der Rückreise aus Neuseeland von der Hochzeit seines Bruders in Japan hängen geblieben ist und die restlichen zwei Datsuns im gemeinsamen Haus in London warten, ist Christian bei der Promoarbeit zum neuen Album ‘Smoke & Mirrors’ auf sich gestellt. Gibt Schlimmeres:

“Das gehört halt dazu. Aber wir sind froh, weiter von der Musik leben zu können. Als unsere erste Platte veröffentlicht wurde, war Garage-Rock das Ding der Stunde – zwei Jahre war er offenbar tot, und Bands wie Franz Ferdinand galten als angesagt. Wir aber galten nicht mehr als cool. Viele der Bands, die mit uns zusammen angefangen haben, sind mittlerweile wieder verschwunden. Wir sind immer noch da.”

Und zwar mit einem fulminanten dritten Album, auf dem neben gewohnt dreckig-starkem Rock’n’Roll auch erstmals andere Einflüsse wie White Blues, Soul und Gospel erkennbar werden, auf drei Songs sind sogar Sängerinnen des Londoner Gospel-Chors zu hören. Christian Datsun steuert aber auch anno 2006 das eine oder andere Gitarrensolo bei, mitunter sogar auf der Slide Guitar. Wenig überraschend also die Auswahl seiner Lieblingsstücke auf ‘Smoke & Mirrors’:

Waiting For Your Time To Come – “Der Song unterscheidet sich ziemlich vom Rest der Platte. Für mich klingt er wie eine Mischung aus frühen The Who und Led Zeppelin. Diese großartige Kombination von akustischen und elektrischen Gitarren und den ganz frühen Synthesizern. Der Song ist sehr melodisch und hat einen ganz anderen Vibe als die Sachen, die wir früher gemacht haben. Und an manchen Songs sitzt du ewig – dieser hier hat sich wie von allein geschrieben.”

All Aboard – “Ebenfalls eine ganz ‘andere’ Nummer – als würden Led Zeppelin sich an einem Gospel-Pop-Song versuchen! Und ich konnte Slide Guitar spielen, was ich wirklich mag, was aber bislang noch auf keine Platte gepasst hat. Leute, denen ich den Song vorgespielt habe, haben gesagt, das sei das Letzte, was sie auf einem Datsuns-Album erwartet hätten – und im selben Moment klinge es doch sehr nach uns.”

Stuck Here For Days – “Ich wollte einen Slide Guitar-Blues-Song schreiben, dabei aber die ganzen Blues-Klischees vermeiden, etwa die stets gleichen Akkordwechsel. Keinen davon habe ich verwendet. Und ich denke, man hört dem Song meine geheime Teenager-Sehnsucht an: Ich wollte immer Led Zeppelin sein.”

Mit einem Album, das so vielfältig und spannend ist wie ‘Smoke & Mirrors,’ lässt es sich aber sicherlich auch bei den Datsuns gut aushalten.

Foto: Steve Gullick