Dass der zappelige Jack Black ganz schön unter Strom steht, weiß spätestens, wer ihn in „Nacho Libre“ gesehen hat.
In Michel Gondrys putzigem neuen Film „Abgedreht“ geht er nun allerdings noch einen Schritt weiter: nach einer schmerzhaften Begegnung mit einigen Strommasten im Umspannwerk ist Herr Black magnetisch und löscht so aus Versehen den kompletten Bestand einer kleinen Videothek. Doch aus der Not machen er und sein Kumpel Mos Def, dem der altmodische VHS-Bestand anvertraut wurde, eine Tugend. Jeden Film, den ein Kunde bestellen möchte, drehen die beiden einfach selber nach – und machen ihre herrlich handgebastelten Remakes von „Miss Daisy und ihr Chaffeur“, „Rush Hour 2“ oder „Ghostbusters“ zu echten Kleinkunsterlebnissen.
Schade eigentlich, dass sich das dynamische Cineasten-Duo nicht auch schon an die neuen Filme dieser Woche gewagt hat.
Der Psychothriller „Untraceable“ wäre jedenfalls nicht schwer nachzudrehen. Wie für eigentlich alle Serienkillerfilme, die zuletzt in den Neunzigern Konjunktur hatten, bräuchte man nur eine ernst und müde dreinblickende Hauptdarstellerin mit stets gut gefönten Haaren und einer FBI-Marke in der Hand sowie einen jungen Mann mit manischem Funkeln in den Augen, den man dem Publikum früh als Mörder präsentiert. Drehen könnte man das Ganze dann hervorragend mit einer pixeligen Webcam, schließlich treiben folternde Psychopathen ihr Unwesen längst im Internet, wie diese Geschichte beweist.
Auch ein Remake von Scorseses Konzertfilm „Shine a Light“, in dem er zwei Auftritte der Rolling Stones begleitet, sollte sich hinkriegen lassen. Man nehme einfach vier Herren im Rentenalter, deren Gesichtsfurchen man schon immer mal auf großer Leinwand sehen wollte, stecke sie in zu enge Hosen und spiele dazu ein paar alte Stones-Platten ab. Wer die Gastauftritte von Christina Aguilera, Jack White sowie Bill und Hillary Clinton übernimmt, müsste man sich noch überlegen, aber letztlich dreht sich hier ja ohnehin alles um die welken Rock-Opas.
Wichtigstes Bestandteil einer Neuverfilmung der Komödie „Run, Fat Boy, Run“ wäre sicherlich das Kissen, das man dem Protagonisten unters T-Shirt steckt, damit er auch schön unsportlich aussieht. Schließlich geht es in der Handlung um ein Kette rauchendes Dickerchen, das seine Ex zurückgewinnen will, in dem es beim Londoner Marathon mitläuft. Nicht schlecht wäre allerdings auch, bei einem Remake den Witz und die Cleverness nicht zu vergessen, denn daran hat bei der lahmen Originalversion (die übrigens „Friends“-Star David Schwimmer inszeniert hat) wohl niemand gedacht.
Bei „Hardcover“ wiederum, einem als Krimikomödie getarnten Buddy-Movie, hätten Jack Black und Mos Def vermutlich leichtes Spiel, denn essentiell ist hierfür natürlich ein ungleiches Duo – und das sind die dralle Ulknudel und der distinguierte Rapper ja ohnehin. Black würde vermutlich in die Wotan Wilke Möhring-Rolle schlüpfen (einen prolligen Türsteher), während Mos Def den erfolglosen Schriftsteller gibt. Womöglich sieht sich Black aber auch eher als der Golfball im Solarium, der hier ebenfalls noch eine entscheidende Rolle spielt.
Für „Caramel“ schließlich könnten die Jungs dann mal zu Hause bleiben und ihre Freundinnen vor die Kamera schicken. Angst vorm Altern, Affären mit verheirateten Männern, lesbische Flirts beim Haarewaschen – das kennen doch fast alle Frauen, nicht nur die im Libanon, wo diese bezaubernde Dramödie herkommt. Der Einfachheit halber könnte man aber auch gleich die vier „Sex and the City“-Mädels um ein Remake bitten. Die haben schließlich schon Erfahrung mit solchen Problemen – und ein hübscherer Anblick als Jack Black im Transen-Outfit wären sie jedenfalls allemal!
Text: Patrick Heidmann
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