Wie gut Joy Denalane auch in Englisch klingt, hat sie immer wieder bewiesen. Mal mit einem Prince-Cover für ‘Mamani Live’, mal mit ihrem Gesang bei ‘Go’ von Common. Dass sie auf ihrem zweiten Album ‘Born & Raised’ allerdings ausschließlich auf Englisch singt, überrascht schon. Doch das gelungene Ergebnis gibt ihr Recht!

Dabei kam es eher durch einen Zufall dazu. Als sie für eine Show in die USA eingeladen wurde, übersetzte sie zusammen mit dem ehemaligen Freundeskreis-MC Sékou Neblett einige ihrer ‘Mamani’-Stücke. Schließlich steht sie hierzulande auch für Inhalte, die sie gerne auch international transportieren wollte. Das wichtigste Lied war dabei wohl die Single ‘Im Ghetto Von Soweto’, das mit folgenden Zeilen beginnt: “Das ist Tante Janes Haus, als die ersten Schüsse flogen./ Komm schnell rein, mein Kind, und weine nicht, leg dich auf’n Küchenboden./ Das ist Orlando-West im Juni 76/ Seht die Schulkinder renn’, den jungen Peterson, die Polizei erschießt ihn./ Soweto – ein Stein, der fliegt, ein Schuss, der fällt./ Ein Auto brennt, ein Kind, das rennt./ Bilder, die hier jeder kennt!”

Unter dem Namen ‘Soweto ’76-’06’ wird das Stück nun auch noch einmal in einer überarbeiteten Version auf ‘Born & Raised’ enthalten sein. “Der Grund ist ganz einfach: Weil meine Verwandten aus Südafrika das gerne wollten. Von ihnen habe ich ja die ganzen detaillierten Infos für den deutschen Song bekommen. Sie fanden das Stück super und sind stolz drauf, fanden aber auch immer schade, dass das nur Deutsche richtig verstehen. Sie wollten, dass die Geschichte mehr Menschen erzählt wird. Deswegen ist der Song jetzt auf der Platte.”

Der neue Text bleibt dabei wirklich unglaublich dicht am Original, auch wenn eine haargenaue Übersetzung natürlich kaum möglich ist: “We’re at auntie Jane’s house/ When the first shots were fired/ Tandi heard her call her name/ She’d gone out playing/ There’s about to be a riot/ This is Orlando West/ It’s June ’76/ There’re guns in the streets again/ They got Peterson/ That’s how you’re sentenced to live/ In Soweto/ Streets that burn, A bullet flies/ A mood that turns, A school kid dies/ This is part of daily life/ In Soweto”!

Die Übersetzungen der inzwischen schon über vier Jahre alten Stücke von ‘Mamani’ lösten schließlich einen kreativen Prozess aus, bei dem am Ende genug neues Material für ein englischsprachiges Album entstand. ‘One In A Million’ ist zum Beispiel eine Ode an die große Liebe, wohingegen die erste Single ‘Let Go’ darauf hinweist, dass auch mal unpassende Kombinationen zustande kommen – und solche Beziehungen dann konsequent beendet werden sollten. Darin heißt es: “Ladies, you got to learn to let go./ Cause he ain’t never gonna change – no!/ Now it’s time to show him out the door./ Not gonna take his mess no more!”

Als männerfeindlich will Joy den Song aber nicht verstanden wissen. “Ich sage in dem Song eigentlich nichts anderes, als dass es eben auch Konstellationen gibt, die halt mal nicht funktionieren. Viele Frauen leiden unter diesem Helfersyndrom. Das wird ihnen oft aber auch zum Verhängnis, weil sie dazu neigen, ihn trotzdem verstehen zu wollen – obwohl klar ist, dass diese Beziehung nicht gut ist. Das ist einfacher der Song für die Frauen, die in einer solchen Situation sind.”

Bei ihrer eigenen Beziehung zu Max Herre läuft dagegen alles rund. An ‘Born & Raised’ war er wieder maßgeblich beteiligt – und kümmert sich nun um ihre gemeinsamen Kinder, während Joy an der Verbreitung ihres neuen Meilensteins arbeitet. Für ‘Fourmusic’ könnte sie nach Künstlern wie Gentleman und Turntablerocker nun der nächste große Star mit internationalem Erfolg werden. Das Potenzial dazu hat sie allemal.