You Say Party! We Say Die! hatten letztes Jahr den musischen Rotz gepachtet. Mit schmutzigen Beats und schwitzigem Gekeife rockte sich das kanadische Quintett über sämtliche Tanzflächen. “The Gap (between the rich and the poor)” vom Debütalbum “Hit the floor” hatte diesen verfluchten Dreckspunk im Blut, der sich so unerhört in die Tanzmuskeln bohrte, dass einem die Zappelgene ganz geschmeidig die Kontrolle über den eigenen Körper raubten. Den wurde man einfach nicht mehr los, diesen verdammten Gehirnwaschgang.
Der Name der Band klingt natürlich genauso verrückt wie ihre Musik und so kamen die Kanadier schon häufiger in Erklärungsnot. “Wir haben schon so viele unterschiedliche Geschichten zu unserem Bandnamen erzählt, ich erinnere mich an irgendwas mit japanischen Kurzgedichten, gackernde Hühner kamen auch vor und eine Textzeile von Prince. Alles Quatsch, wir wissen es einfach nicht mehr” lacht Stephen Shea, Bassist und inoffizieller Chef der Band.
An die Gründung von You Say Party ! We Say kann er sich jedoch noch sehr gut erinnern. “Wir waren eine BMX-Gang und nannten uns die Smoking Spokes. Wir fuhren durch die Gegend, haben abgehangen und Bier getrunken. Als es dann im Winter zu kalt wurde zum Radeln, kamen wir auf die Idee eine Band zu gründen.” Mit dieser Idee lagen sie goldrichtig. Sie verbanden ihre unterschiedlichen, musikalischen Fixpunkte zu einem ganz eigenen Soundgebräu und orientierten sich nur an einer Maxime. Auf Teufel komm raus: Es muss tanzbar sein.
Becky, Krista, Derek, Devon und Stephen haben Angst davor, zu viel Zeit zu vergeuden und so veröffentlichen sie nicht einmal ein Jahr nach ihrem Debüt ihr Zweitwerk “Lose all time”. Mit der verkopften Montreal-Szene wollen sie noch immer nichts zu tun haben und springen dem Hörer gleich im Opener “Five year plan” an die Gurgel. Hier kollidieren Synthesizer mit satten Drums und Sängerin Becky treibt mit biestigem Gezeter den Rest der Band zur Höchstleistung. Durch ihre ausgiebigen Tourneen haben sich You Say Party! We Say Die! den Ruf einer ausgezeichneten Liveband erspielt und auch auf “Lose all time” sind genügend Hits, um sich länger auf der Tanzfläche als an der Bar aufzuhalten. Beckys Stimme gestaltet sich noch wandlungsfreudiger als auf dem Debüt und bekommt in der wunderschönen Ballade “Dancefloor destroyer” einen fast zerbrechlichen Charakter. Nur um im nächsten Song wieder die Keule rauszuholen. I’ll see you on the dancefloor.
Text: Steffen Meyer
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