So viele Shows in so vielen Ländern wie nur möglich und dann von vorn – Young Legionnaires Paul Mullen plaudert im Interview über das Debütalbum, persönliche Krisen und die schönsten Momente als Band.
Mit ihrem Debüt “Crisis Works” wollen Young Legionnaire die Bühnen Europas erobern – und noch viel weiter. Paul Mullen (Gitarrist der walisischen Rockband The Automatic) und der Bloc Party-Bassist Gordon Moakes hatten die Vision des gemeinsamen Songwritings und legten damit den Grundstein für die Band Young Legionnaire. Gemeinsam mit Dean Pearson, der das Trio am Schlagzeug komplettiert, kreeierten sie einen Erstling, der es in sich hat. Seit Anfang Mai ist “Crisis Works” in den hiesigen Plattenläden zu finden und überzeugt durch genialen Indie-Post-Hardcore gepaart mit tiefgründigen Texten. Im motor.de-Interview verriet Paul Mullen seine Lieblingssongs der Platte und was für die nahe Zukunft geplant ist.
motor.de: Neben Young Legionnaire seid ihr alle in unterschiedliche Bands und Projekte eingebunden. Wie habt ihr zusammengefunden?
Paul Mullen: Mit meiner alten Band Yourcodenameis:Milo arbeitete ich 2005 an dem Album “Print Is Dead Vol. 1” und wir luden Gordon zu uns ins Studio nach Newcastle ein, damit er uns bei den Aufnahmen untestützte. Seitdem hegten wir den Wunsch, wieder Songs zu schreiben. Gordon hat vor etwa zwei Jahren angefangen mir Ideen und Vorschläge zu schicken. So richtig und zu 100 Prozent Young Legionnaire sind wir aber erst seit Mitte 2010.
motor.de: Euer Debüt “Crisis Works” erschien am 6. Mai. Wie ist das Feedback bisher? Wart ihr aufgeregt?
Paul Mullen: Oh ja, das waren wir. Das Album stand ja schon eine Weile in den Startlöchern und wir mussten uns echt gedulden. Ich war total nervös und gespannt auf die Reaktionen. Aber das Feedback ist großartig, sowohl zum Album, als auch zu den Live-Shows. Das ist ein gutes Gefühl. Wir sind verdammt stolz auf die Platte.
motor.de: Beschreib doch mal das Album mit ein paar Worten. Was waren eure Ziele und Erwartungen mit der Veröffentlichung. Wie war die Zeit im Studio?
Paul Mullen: Wir haben “Crisis Works” innerhalb von 15 Tagen aufgenommen. Davon waren wir drei Tage in Monnow Valley im Süden von Wales, wo wir die Drums eingespielt haben. Die restliche Zeit verbrachten wir im Studio in London. Wir wollten, dass das Album so klingt, als wäre es live gespielt worden. Wir wollten fette Drums und starke Gitarren.
Young Legionnaire – “Colossus “
motor.de: Wie hast du den Aufnahmeprozess erlebt? Wie habt ihr entschieden, welche Songs es letztendlich auf die Platte schafft?
Paul Mullen: Wir standen leider unter ziemlichem Zeitdruck, also blieb kaum die Möglichkeit, ausgiebig darüber zu diskutieren. Aber das ist gar nicht mal so schlecht. Dadurch stellt man viele Dinge gar nicht erst in Frage, die man sonst wohl zu Tode reden würde. Wir wollten einfach, dass es als Gesamtes funktioniert – und das tut es.
motor.de: Ist es eigentlich Absicht, dass “Crisis Works” krachend beginnt und zum Ende hin ruhiger und gediegener wird?
Paul Mullen: So eine Tracklist ist ja immer eine knifflige Sache. “Twin Victory” war der erste Song, den wir im Proberaum geschrieben und fertiggestellt haben, also sollte er das Album eröffnen. Und von da musste es einfach nur angenehm zu hören sein. Die einzelnen Songs sollten miteinander harmonieren, dabei war die Reihenfolge schon schwierig festzulegen. Aber ich denke, letztendlich ist uns das gut gelungen.
motor.de: Inhaltlich beschäftigt sich das Album ja – wie der Titel verrät – mit Krisen. Habt ihr dabei eure eigenen Erfahrungen einfließen lassen? Mit was für Krisen musstest du dich in deinem Leben schon auseinandersetzen?
Paul Mullen: Wir haben doch alle unsere kleinen und großen persönlichen Krisen im Leben. Das schließt alles mit ein: Für den einen ist es die Schwierigkeit, die eigene Miete zu bezahlen, für den anderen ein tragisches Erlebnis. “Crisis Works” handelt davon, wie man mit einer Krise umgehen und wie man sie überwinden kann. Es ist ein Gefühl der Einheit und des Glaubens an die Leistung.
motor.de: Hast du einen Song auf der Platte, der dir besonders am Herzen liegt?
Paul Mullen: Puh, ich würde sagen “Chapter, Verse” ist so einer. Da kommen gute Erinnerungen hoch. Als wir den Song im Studio aufgenommen haben, gab es diesen großen Moment, in dem einfach alles harmonierte. Es war perfekt. Der Sound ist brilliant. Unser Produzent Rich Jackson hat wirklich großartige Arbeit geleistet. Live spiele ich dagegen “Mortgage Rock” am liebsten. Der gibt ein wirklich gutes Gefühl.
Young Legionnaire – “Numbers”
motor.de: Erst kürzlich erschien euer Video zum Song “Numbers”. Was hat es damit auf sich?
Paul Mullen: Den Clip haben wir in den BBC Studios in London unter der Regie von dem Hand Held Cineclub gedreht. Zum Glück war der Dreh schmerzfrei. (lacht) So ein Video zu drehen, zieht sich wirklich über Stunden. Da braucht man jede Menge Geduld.
motor.de: Was war denn das beste, das ihr bisher gemeinsam als Young Legionnaire erlebt habt?
Paul Mullen: Oh da gibt es viel. Unser erster Headliner-Gig war aber ein riesiges Erlebnis. Wir spielten in London und die Halle war dermaßen voll. Dieser Moment war wirklich überwältigend.
motor.de: Und was steht nun, nachdem euer Debüt veröffentlicht ist, auf eurem Plan?
Paul Mullen: Also gerade sind wir noch auf ausgedehnter Europa-Tournee, auf die ich mich riesig gefreut habe. Im Sommer kommen noch die ganzen Festival-Gigs dazu. Und ich denke, auch im Herbst werden wir versuchen, so viel wie möglich live zu spielen. Das ist einfach unser Ding. Wir wollen so viele Shows in so vielen Ländern wie möglich.
Interview: Christine Pötzsch
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