VÖs:
2011 – Make Up.
2009 – A Different Time In A Different Place.
2006 – Quick Let’s Beat It.

Alles anders bei Yucca? Nicht alles, aber doch Entscheidendes hat sich beim Quintett aus Nürnberg auf dem zweiten Album Make Up verändert. Zwar sind die fünf Musiker immer noch die gleichen und auch Produzent Oliver Zülch (Slut, Die Ärzte, The Notwist) wollte unbedingt wieder die Knöpfchen drehen, doch wo die Nürnberger früher ihren Indie-Rock mit reichlich Elektro-Elementen verfeinerten, stehen auf ihrem neuen Werk jetzt die Synthies und die Beats einer Elektro-Pop-Platte im Vordergrund.

Für die Yuccas war von Anfang an klar, dass sie nicht noch einmal dasselbe Album aufnehmen wollten. Die Band beabsichtigte zwar keinen kompletten Umbruch, aber etwas Neues sollte in jeden Fall passieren. Dabei war zunächst gar nicht klar, in welche Richtung es gehen würde. Doch anstelle sich selbst ein festes Konzept aufzuerlegen, ließen es die Nürnberger einfach geschehen und erfanden sich von Lied zu Lied neu. Die zehn vielfältigen Stücke entstanden je nach Gefühlslage der unterschiedlichen Songwriter. Ganz im Sinne der mehrfachen Bedeutung des Albumtitels schafften sie es so, für jeden Song eine etwas andere Facette „aufzulegen“. Trotz alledem stand hinter diesem musikalischen Make-up stets noch die Band Yucca.

Aber nicht jedes Lied nahm eben nach Schema F mit einem Gerüst aus Gitarre und Schlagzeug seinen Anfang, sondern die Fünf begannen oft auch einfach mit dem Beat und dem Bass. Selbst wenn einige Songs noch ganz klassisch aus Jamsessions hervorgingen, genossen es die fünf Freunde mit dem Songwriting am Reißbrett loszulegen. Oft sah der neue Entstehungsprozess so aus, dass sich die Musiker auf die verschiedensten elektronischen Instrumenten aufteilten und als Grundlage nur einen gebastelten Schlagzeug-Rhythmus diente. Anschließend legten sie dann die verschiedenen Schichten übereinander.

Diese neue Herangehensweise führte später auch Produzent Oliver Zülch bei den Aufnahmen fort. Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit beim letzten Album stand es für die Band außer Frage, wieder mit Olli Zülch zusammen zu arbeiten. Die fünf Musiker und den Ruhrpottler verbindet mittlerweile eine enge Freundschaft und so entstand Make Up auch in Nürnberg und in Bochum. Mit seiner Devise: „Diesmal wird alles anders, denn wir haben den musikalischen Anspruch, nicht das Gleiche nochmal zu machen“, lief Zülch bei den Franken offene Türen ein. Deuteten die Yuccas auf ihrem Debüt schon klar an, dass sie sich unsterblich in den Elektrosound verknallt hatten, frönen sie dieser Liebe jetzt in vollen Zügen.

Das Ergebnis ist eine äußerst clevere Elektro-Platte mit vielen schlauen Hooks und raffinierten Melodien. Sphärisch ziehen Yucca ihren neuen Sound auf. Anstelle einer zusätzlichen Gitarrenspur rundet nun eine entspannte Synthesizer-Linie das Bild vieler Stücke ab. Der mitreißende Doppelgesang ist geblieben und es gesellen sich ausgefeilte Arrangements dazu, die trotzdem die Tanzbarkeit in den Vordergrund stellen. Dazwischen blubbert es mal ein bisschen wie bei The Notwist (Happy New Year), schwingt elegant mit wie bei The XX (Gloomy Alleyway) oder baut sich intensiv auf wie bei den Pixies (Ordinary Road).

Wem ihr früherer Sound noch zu viele Postpunk-Elemente besaß, der wird von der neuen Gelassenheit von Make Up begeistert sein. Wer von den Elektrospielereien des Debüts bereits angetan war, der wird jetzt mit der Zunge schnalzen. Die Gitarren sind zwar nicht weg, aber sie sind in den Hintergrund gerückt. Dafür überraschen uns Yucca mit ihren vielschichtigen Elektro-Geistesblitzen. Dank ihrer herausragenden Live-Qualitäten wird das Nürnberger Quintett jedes der neuen Stücke mit seiner beachtenswerten Bühnen-Energie umsetzen. Zwischen Hits wie Make Up und Ordinary Road sowie den Hymnen Young Birds und Ray of Colour präsentieren uns Yucca auf ihrem zweiten Streich weniger Indie-Rock und dafür viel mehr Elektro-Pop.