Gavin Rossdale und seine Weggefährten von Bush haben den Anfang gemacht. Fernab der USA gab sich die Band aus England amerikanischer als nötig, fuhr Rock-Bombast auf und erweichte damit nicht nur die Herzen der Frauen durch Beau Gavin Rossdale.

Heute redet keiner mehr von Bush, der Band. Nur noch über Gavin. Aber auch nur, weil er mit Gwen verheiratet ist. Stefani. Aber weichen wir nicht vom Thema ab. Eigentlich soll es hier um Carpark North gehen. Jene dänische Band, die im letzten Jahr mit ‘Human’ ein wunderbares Video auf den Markt brachte und dieses trotz Newcomerstatus immer wieder im deutschen Musikfernsehen zum Einsatz kam. Und nun kommt der rote Faden – ähnlich wie Bush zelebrieren die drei fernab der USA Stadion-Rock und fahren auf der Bühne ein Feuerwerk an Bombast auf. Und kommen dabei oftmals sehr glattpoliert rüber. Leider. Die erste Single ‘Human’ war doch so vielversprechend.

Bombast scheint ihr Markenzeichen zu sein.

Aber kommen wir zurück zum Bombast. Bombast scheint ihr Markenzeichen zu sein. Ihrem Album ‘All Things To All People’ hätte etwas weniger davon eigentlich ganz gut getan. Denn nicht immer ist viel Bombast gleichzusetzen mit hoher Qualität. Während ‘Human’ noch als hymnisches Rock-Stück daherkommt, so entwickeln sich einige Songs leider zum Selbstläufer. Nu-Metal-Riffs braucht die Welt nicht mehr und wenn Songs nach The Rasmus klingen, dann erschreckt man sich eher.

Aber die Dänen scheint das nicht zu stören. ‘All Things To All People’ ist ihr zweites Studioalbum. Ihr Erstling ‘Transparent And Glasslike’ aus dem Jahre 2003 hat sich in ihrem Heimatland bislang über 50.000 Mal verkauft und führte dazu, dass Carpark North in Dänemark mittlerweile selbst die größten Hallen füllen und auf diverse Preise zurückschauen können. Lau Højen (Vocals, Guitar), Søren Balsner (Vocals, Bass) und Morten Thorhauge (Drums, Percussion, Programming) fühlen sich sichtlich wohl in ihrer Position. Und selbst würden sie es gerne sehen, dass ihr Album auch außerhalb Dänemarks ein Hit wird. Dafür griffen die drei bei der Produktion tief in die Kiste und haben beim zweiten Album keineswegs auf Opulenz verzichtet:

“…Das Album ist ein sehr opulentes geworden, das vor Kraft nur so strotzt.”

“Alles sollte intensiver werden. Die Gitarren sind lauter. Wenn nicht gar aggressiver. Die elektronischen Parts treten noch mehr in Vordergrund. Das Album ist ein sehr opulentes geworden, das vor Kraft nur so strotzt.” Und als ob das nicht schon genug wäre, integrieren die drei 80er Jahre-inspirierten Elektro-Rock-Popper einen stimmengewaltigen, 36-köpfigen Chor bei ‘The Beast’ und setzen all das auch noch live um: “Das war der helle Wahnsinn. Alle Lichter in der Halle wurden ausgeschaltet und einzelne Spots wurden auf das Publikum gerichtet. Dort standen Leute, die unserem Chor angehörten. Eine Wahnsinnsstimmung war das. Und die Leute haben es geliebt.”

Über Geschmack lässt sich streiten. Fest steht, dass weniger oft mehr ist und Carpark North ein Gang weniger wahrscheinlich sehr gut stehen würde.

Text: Tanja Hellmig