Tag 1

Die Sache, die mir als Erstes aufgefallen ist: Es gestaltet sich schwierig deinen Eltern zu erklären, dass das was du da am Computer machst, während sie tagsüber am Strand rumliegen, Arbeit ist und dass Youtube-Videos gucken tatsächlich auch Bestandteil davon sein kann. Deine Eltern werden nicht verstehen, dass das Ganze nicht nur Urlaub, sondern Arbeit ist und die Geduld, bei schönem Wetter in dunklen Pressebereichen abzuhängen tendiert, zumindest bei meinen Eltern, gen Null.

Wenn du mit deinen Eltern auf ein Festival fährst, dann verabschiede dich von der Idee, dich treiben zu lassen. Schon am Tag vor’m offiziellen Beginn des Primavera Sound Festivals wurde in dem Buch gelesen, welches wir als Presse netterweise dazu bekommen haben, in dem alle Bands aufgeführt sind und beschrieben werden. Es wurde der Timetable angeschaut und fleißig Kreuzchen gemacht. Drei Geschmäcker unter einen Hut zu bringen ist eine tolle Beschäftigung während des Frühstücks. Der Schlachtplan für den tag wurde diskutiert, man will ja soviel wie möglich sehen, wenn man schon einmal da ist. Dass man leider nicht an zwei Orten gleichzeitig sein kann, haben wir dann allerdings recht schnell selbst gemerkt. Das Gelände des Primavera Sound ist sehr weitläufig, so dass man von einer zur anderen Bühne gut und gerne 20-30 Min. unterwegs ist. Tyler, the Creator und Simian Mobile Disco haben wir also nur im Vorbeilaufen wahrgenommen. Der akribischen Planung meiner Eltern ist es aber zu verdanken, dass wir Konzerte sehen konnten, für die man sich vorher anmelden und Tickets ausdrucken musste. Battles waren leider nicht dabei, aber Interpol! Natürlich finden sich diese Tickets in dem eigens dafür angelegten Hefter im Rucksack. Ein weiterer Vorteil, den man hat, wenn man mit seinen Eltern unterwegs ist- du bleibst immer das Kind und wenn du Glück hast, trägt dein Papa deine Klamotten, die du so im Laufe des Abends noch anziehen möchtest. Supergut. Wenn du richtig viel Glück hast, zahlen sie auch ab und zu dein Bier und deine Pommes. Kinderbonus und so.

Die Unterbringung ist genauso wenig Rock’n’Roll wie die festen Zeitpläne. Das Primavera ist wie viele Festivals in Städten so aufgebaut, dass es keine Zeltplätze gibt, d.h. jeder Gast muss zusehen, wo er unterkommt. Wenn ich also ohne meine Eltern hier wäre, würde ich ebenfalls in keinem Zelt übernachten. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie auch ohne diese Tatsache die Ferienwohnung mit Meerblick und Duschen dem Zeltplatz vorziehen würden. Die Busfahrt von ca.20 Minuten führt aber wiederum dazu, dass man sich noch genauer überlegt, welche Band man wann sehen möchte. Da ist er wieder- der rote Faden.

Dieser Planung verdanken wir am ersten Tag Konzerte wie: Antony and the Johnsons, Interpol und James Blake, auf die wir uns übrigens alle drei einigen konnten.