Die Serie Buffy kann man schnell mal merkwürdig finden: Die Bevölkerung von Sunnydale scheint einen groß Affinität zu einsamen Nachtspaziergängen über Friedhöfe zu haben, was umso verwunderlicher ist, als jeder der das tut einen qualvollen Tod zu sterben scheint. Man kennt das: Plötzlich gräbt sich ein Untoter aus seinem Grab, attackiert sein wehrloses Opfer, und labt sich an dessen Blut. Gut, dass es eine Vampirjägerin gibt … Buffy ist aber nicht nur für solche, leicht trashigen Szenen bekannt, sondern bot auch Raum für viele gute Bands, die mit klassischen 90’s Grunge-Sound das Bronze, den Szeneladen der fiktiven Stadt und dessen shoegazig auf den Boden starrendes Publikum bespielten. Die Pointe kommt: Big Deal klingen so, als wären sie aus Buffy ausgebrochen. Die Band lässt die Neunziger bunter und besser als sie jemals waren wieder auferstehen, verbindet Grunge mit verträumtem Duett-Gesang und das gerne laut. Wir haben uns mit Big Deal in Berlin getroffen, um sicher zu stellen, dass es sich nicht um fiese Vampire handelt. Können wir den original Motor-Vampirpflock wieder getrost in die Krisenschublade stecken?
Big Deal bestehen in erster Linie aus Kacey Underwood und Alice Costelloe, die alle Songs gemeinsam schreiben. Wir treffen sie müde und ungeduscht: Sieht schonmal nach Rock’n’Roll aus und ein klein wenig untot, aber hält sich noch in Grenzen. Ist auch total okay so, schließlich kommen Alice und Kacey gerade aus München und waren davor in der Schweiz. Das Duo ist auch an sich schon international: Kacey kommt aus Kalifornien, Alice aus London. Beide haben sich kennen gelernt, als Kacey – achtung Klischee-Alarm – Alice in London Gitarrenunterricht gab. Es hat gefunkt, wenn auch nur musikalisch, und seitdem sind wir um eine Band reicher. 2011 folgte dann das erste Album Lights Out, und Big Deal wurden von da an mehr und mehr zu einem Liebling der englischen Musikpresse, ohne einen wirklichen Durchbruch zu haben. Das kann aber durchaus noch kommen.
Versucht man Big Deal in den Weiten des Internets ausfindig zu machen, stößt man nach wenigen Minuten unweigerlich auf ein grandioses Musikvideo, nämlich das zu Dream Machines. Das Video weckt Erinnerungen an einen Sommer in den Neunzigern, an einen Tag in der eigenen Jugend den man selbst gar nicht erlebt hat. Direkt ins Hirn. Creepy, aber fühlt sich gut an. Erzählen Big Deal da etwa aus ihrer Jugend? Das wäre schon etwas merkwürdig, schließlich war die heute 21-jährige Alice Mitte der Neunziger gerade einmal geboren.
Kacey: Nein, wir haben sowas auch nie wirklich erlebt, daher machen wir wohl solche Songs.
Alice: Wir haben da mit Errol Rainey [Regisseur, Anm. d. Red.] zusammen gearbeitet. Wir wollten einfach etwas machen, was der Idee des Songs entspricht. Errol kennt eine Art Künstler-Kollektiv, das in Süd-London in einer alten Schule lebt, und es ist wirklich günstig, da zu filmen.
Kacey: Ich hatte viele Träume in denen ich in meiner Schulzeit hängen geblieben war… Und wir dachten daher es sei witzig was in einer heruntergekommenen Schule zu filmen. Ich hoffe das sieht man auch!
Alice: Ja, denn manchmal könnte man glauben das sei in einer Sporthalle gefilmt worden…
Kacey: Diese Schule war wirklich ein toller Art, aber manchmal kommen die Dinge anders rüber, als man sich das zuerst gedacht hat. Wir hatten auch nur ein paar Stunden um das zu filmen, und konnten daher nicht alles so machen wir wir es gerne gemacht hätten. Aber ich denke es ist ein nettes Video dabei heraus gekommen.
Na, da ist aber jemand unzufrieden. Aber halten wir uns doch an Bob Ross, der das sicher debil grinsend als „happy little accident“ bezeichnet hätte. In gewisser Weise klingen Big Deal so, als sei Bob Ross noch in der Pubertät und würde leicht pathetisch aber trotzdem irgendwie schön Erinnerungen an seine Kindheit malen, farblich verfremdet und halb verträumt. Man lehnt sich zurück und genießt. Und dann sind da, im Falle Dream Machines, die Lyrics: „we’ll grow our hair / cut our ties“.
Kacey: Es geht darum, erwachsen zu sein, und dann unzufrieden zurück zu blicken. Man sehnt sich zurück um sich wieder kreativ zu fühlen, sich wieder so zu fühlen, als würde man wachsen.
Wieder wachsen wollen, das klingt definitiv erwachsen. Oder so. Aber zurück zur Musik: Dream Machines ist Teil des Albums June Gloom von 2013. Im Juli veröffentlichen Big Deal eine EP namens Sakura, die auch als Testlauf für ein neues Album zu verstehen ist. Wie klingt die denn?
Alice: Wir singen nicht mehr die ganze Zeit zusammen. Meistens singt Kacey, und ich singe eigentlich nur in einem Song alleine.
Kacey: Ja, das ist schon ein Unterschied zu unseren älteren Sachen. Wir sind immer noch dabei, zu wachsen, und uns selbst zu finden.
Big Deal sind also mittendrin, klingen vielleicht schon bald ein wenig anders, aber bleiben hoffentlich verträumt. An dieser Stelle wollen wir aber nicht vergessen, dass dieses Interview eigentlich nur den Zweck hatte, eine einzige Frage zu stellen: Kennen die Beiden denn Buffy?
Alice: Witzig, gerade im Auto haben wir noch über Buffy gesprochen!
Kacey: Viele meiner guten Freunde schauen sich das an, ich bin noch nicht dazu gekommen.
Alice: Weil du Angel bist (lacht).
Kacey: Ja, ich bin ein Vampir.
Alice: Er altert nicht! (lacht)
Lauft! Aber hört dabei gute Musik, zum Beispiel Big Deal.
(Foto: Malia James / Text: Carsten Brück)
No Comment