Bloc Party sind die etwas andere Rockband. Experimentierfreudiger, politischer, vielleicht auch ein bisschen größenwahnsinniger als viele ihrer englischen Kollegen. Und dabei immer vorwärtsdenkend, progressiv – und ziemlich tanzbar.
Kele Okereke (Gesang, Gitarre) und sein Kumpel Russell Lissack (Gitarre) beschließen während des Reading Festivals 1999, eine Band zu gründen. Bassist Gordon Moakes stößt zu dem Duo, nachdem er sich auf eine Anzeige im NME gemeldet hat. Komplettiert wird die Londoner Band durch Matt Tong, der sich beim Vorspielen gegen seine Konkurrenten um den Schlagzeugerposten durchsetzt. Nach mehreren Namenswechseln kommen Bloc Party 2003 zu ihrem endgültigen Namen, ein Wortspiel mit dem Begriff „block party“, einer besonders in den USA verbreiteten Form eines Nachbarschafts-Straßenfestes. Laut Moakes will man durch die veränderte Schreibweise eine politische Anspielung erreichen durch die Verschmelzung der englischen Worte für den Ostblock (Bloc) und die westliche Partei (Party).
Im November 2003 hat das Quartett seine erste Veröffentlichung, als ihr Song „The Marshals Are Dead“ auf der Compilation „The New Cross“ erscheint. Die Debütsingle „She’s Hearing Voices“ verschafft Bloc Party den Durchbruch, nachdem Okereke nach einem Franz-Ferdinand-Konzert ein Demo davon sowohl an den Leadsänger Alex Kapranos als auch BBC Radio-1-DJ Steve Lamacq übergibt. Ersterer verschafft den Londonern einen Gig auf der Jubiläumsfeier seines Labels Domino Records, letzterer spielt den Song in seiner Radiosendung und bezeichnet ihn als „genial“. Außerdem lädt Lamacq die Band ins Studio ein und nimmt eine Livesession mit ihr auf. Der große Hype um Bloc Party entsteht nach der Veröffentlichung der Single „Banquet“ im April 2004, einem unwiderstehlichen Song, der elektronisches Tanzfeeling mit hauptsächlich klassischer Bandinstrumentierung schafft. Dazu kommt noch Okerekes ungewöhnliche, einprägsame Stimme und fertig ist der Hit.
Das Albumdebüt „Silent Alarm“ wird im Februar 2005 veröffentlicht. Die Platte schlägt ein wie eine Bombe: sie bekommt überschwängliche Kritiken, erreicht Platz drei in den UK-Charts, wird mit Platin ausgezeichnet und vom NME zum „Album des Jahres“ gewählt. Durch die Erzeugung eines „elektronischen“ Gefühls, hervorgerufen durch die repetitiven Rhythmusinstrumente, die ungewöhnlichen Songtexte und einen charismatischen Sänger sticht die Platte aus der Masse hervor. Die musikalischen Einflüsse der Band reichen dabei von Elektro über Krautrock bis New Wave. Bandnamen wie Joy Division, The Smiths, Mogwai, Radiohead, Suede, Blur, Gang Of Four oder Depeche Mode werden oft in Vergleichen genannt. Die „Silent-Alarm“-Auskopplungen „So Here We Are/Positive Tension“, „Helicopter“ und „Pioneers“ erreichen alle die Top 20 der UK-Charts.
Auch in den USA bekommen Bloc Party gute Kritiken und sind in den 18 Monaten nach dem Release ihres Debütalbums fast ununterbrochen auf Tour. Anfang 2006 beenden sie die Tournee mit ausverkauften Shows in Los Angeles, Berkeley und Miami. „Silent Alarm“ verkauft 350.000 Einheiten in Nordamerika und mehr als eine Million weltweit. Nach diesem Erfolg kommen auch die ersten Kollaborationsangebote. So singt Okereke auf dem Song „Believe“ der Chemical Brothers. Ihre Affinität zu elektronischer Musik stellen die Londoner im August 2005 durch die Veröffentlichung eines Remixalbums unter Beweis. „Silent Alarm Remixed“ enthält Bearbeitungen der Originalsongs durch Ladytron, Four Tet, Mogwai u.a.
Im Juli 2005 nimmt die Band mit ihrem Produzenten Paul Epworth zwei neue Songs auf, die im Oktober als Single plus B-Seite veröffentlicht werden: „Two More Years“. Darauf enthalten ist außerdem ein Remix von „Banquet“ durch The Streets.
Das zweite Album „A Weekend In The City“, produziert von Garret „Jacknife“ Lee, erscheint im Februar 2007. Es wird von Kritikern als Stadt-Konzeptalbum beschrieben, da es sich Großstadt-Themen wie Rassismus, Vereinsamung und Exzess dreht. Okereke sagt dazu: „Das Wort ‚Konzept’ ist mir ungeheuer, es ist schon so überfrachtet. Aber es gibt rote Fäden, die sich durch die Songs ziehen. Ich wollte diesmal sicherstellen, dass das Album einen Schwerpunkt hat. Das letzte hatte keinen – diesmal wusste ich genauer, was ich erreichen wollte.“ Die Platte, die auf Platz zwei der UK-Charts einsteigt, enthält mehr elektronische Elemente als „Silent Alarm“ und wagt mehr Soundexperimente. Als Beispiel hierfür dient die Single „The Prayer“, die als Vorab-Release bereits im Januar erhältlich ist: Es gibt Backgroundchöre, die an gregorianische Mönche erinnern, Tribal Drums und breite Synthie-Effekte. Den ersten Gig nach der Albumveröffentlichung spielen die Londoner am 5. Februar in Reading. Im Sommer folgen Auftritte auf großen Festivals wie T In The Park, Glastonbury und Reading/Leeds. Die zweite Singleauskopplung „I Still Remember“ erreicht derweil mit Platz 24 die bis dato höchste Platzierung für Bloc Party in den US-Charts. Im November 2007 erscheint die Non-Album-Single „Flux“. Diese stellt die Fans der ersten Stunde vor eine Bewährungsprobe, da sie ein fast schon klassischer Dance-Track ist und sich stark vom Indierock-Sound der Anfangszeit unterscheidet.
Am 7. Juli 2008 wird in Zane Lowes BBC Radio-1-Sendung zum ersten Mal die neue Single aus dem dritten Album, „Mercury“, gespielt. Was diese schon andeutet, bewahrheitet sich auf voller Länge von „Intimacy“: Bloc Party gehen den Weg des elektronisch-experimentellen Sounds konsequent weiter. Das besondere am Release der Platte ist, dass die Download-Version bereits im August 2008 erhältlich ist und damit zwei Monate vor der physischen Veröffentlichung. Auf dieser ist allerdings ein zusätzlicher Track, „Talons“, enthalten. Im Sommer des Jahres spielt die Band wieder einen Headliner-Slot auf den Reading/Leeds Festivals. Während des Herbstes geht das Quartett auf Nordamerika-Tour und spielt u.a. auf dem Virgin Festival in Toronto. Ihr erstes College-Konzert überhaupt geben Bloc Party an der Syracuse University. Im Mai 2009 erscheint wie schon zum Debüt ein Remix-Album von „Intimacy“, diesmal mit Bearbeitungen von u.a. Armand Van Helden, den Filthy Dukes und We Have Band. „One More Chance“ wird als neue, nicht auf dem Album enthaltene Single im August veröffentlicht. Im Herbst 2009 kursieren Gerüchte über eine mögliche Auflösung von Bloc Party, nachdem sie keinen aktuellen Plattenvertrag haben und nach Aussagen von Bandmitgliedern ein Weitermachen des Quartetts unsicher ist.
Bloc Party sind:
Kele Okereke (Gesang, E-Gitarre)
Russell Lissack (E-Gitarre)
Gordon Moakes (Gesang, E-Bass, Synthesizer, Schlagzeug, Glockenspiel)
Matt Tong (Schlagzeug, Gesang)
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