Jeden Tag so leben, als sei er der letzte, endlich ein paar Abenteuer erleben und noch ein paar lang gehegte Träume erfüllen, bevor man den Löffel abgibt! Jack Nicholson und Morgan Freeman nehmen endlich in Angriff, was sich eigentlich jeder täglich vornimmt und dann doch wieder vor sich herschiebt. Allerdings tun die beiden das auch nur, weil sie in „Das Beste kommt zum Schluss“ tatsächlich nicht mehr lange zu leben haben. Im Krankenzimmer freunden sie sich an, um dann noch schnell mit dem Fallschirm abzuspringen, Rennautos zu fahren und um die Welt zu jetten. Eigentlich ist der Film nicht sonderlich glaubwürdig oder beeindruckend, aber ihrem guten Beispiel wollen wir trotzdem folgen. Deswegen hier noch schnell eine Liste von Dingen, die wir in unserem (hoffentlich längeren) Leben noch erledigt wissen wollen – und im Kino sogar auch können.
– Alle Filme von Wong Kar Wai sehen! Wer für „Chungking Express“, „In the Mood for Love“ und „2046“ verantwortlich war, hat einfach unseren größten Respekt verdient. Selbst wenn „My Blueberry Nights“, sein erster Abstecher in die USA, in dem Chartkönigin Norah Jones ihr durchaus gelungenes Leinwanddebüt gibt, letztlich nicht viel mehr als „ganz hübsch“ und mangels aufregender Geschichte nicht unbedingt brillant ist.
– Endlich alle Filme mit Nicolas Cage boykottieren. Nach den lahmen Gurken „Ghost Rider“ und „Next“ wird es höchste Zeit, und die öde Fortsetzung „Das Vermächtnis des geheimen Buches“ ist nun die beste Gelegenheit, dem Herrn mit dem Dackelblick endlich zu zeigen, dass wir uns von ihm wirklich nicht jeden Blödsinn gefallen lassen, nur weil er 20 Millionen Dollar dafür bekommt, um gelangweilt in die Kamera zu gucken.
– Mehr Zeit mit Kindern verbringen – und sich vielleicht selbst hin und wieder mal wie eins fühlen. Geht mit „Die rote Zora“ sicherlich gut, denn die Geschichte hat (dank der Buchvorlage von 1941 und der Fernsehserie von vor 30 Jahren) Nostalgiepotential, ausreichend Pep für ein heutiges Publikum und mit Mario Adorf und Ben Becker sogar prominente Nebendarsteller.
– Sich wieder daran erinnern, dass Wim Wenders eine große Bereicherung für den deutschen Film war. In letzter Zeit war davon zwar nicht immer viel zu sehen, aber in den Siebzigern und Achtzigern war der Mann mit den wirren Haaren unser vermutlich wichtigster Filmemacher. Die Dokumentation „Von einem der auszog – Wim Wenders’ frühe Jahre“ blickt nun zurück auf die Anfänge seiner Regiekarriere und hat dabei mehr die Person Wenders als seine Filme im Blick.
– Zur Abwechslung mal einen tschechischen Film im Kino sehen. Man denkt viel zu selten daran, dass gute Filme auch aus Ländern kommen können, die auf der Kinolandkarte kaum präsent sind. Wenn also, wie jetzt im Falle von „Leergut“, tatsächlich mal ein Film aus Tschechien (und dann auch noch der erfolgreichste aller Zeiten!) auf deutschen Leinwänden zu sehen ist, darf man sich die Chance eigentlich nicht entgehen lassen.
– Immer wieder kleine deutsche Filme unterstützen. Dabei sind wir nicht einmal die einzigen: Sophie Rois, wunderbarer Theater- und Gelegenheits-Filmstar, macht es auch und hat sogar einen Filmverleih gegründet, um „Der Letzte macht das Licht aus!“ in die Kinos zu bringen. Eine nette kleine Tragikomödie – mit einem Titel, der auch für ein Remake des Nicholson-Freeman-Rührstücks taugen würde. Dann allerdings müssten die beiden ihre Rollen tauschen und Nicholson den sanften Weisen und Freeman das arrogante Arschloch spielen. Wäre sicherlich spannender als das Original.
Text: Patrick Heidmann
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