Auf den ersten Blick sieht es ziemlich düster aus diese Woche in den Kinos, beinahe so, als stünde nicht Weihnachten vor der Tür, sondern das Ende der Welt. Aber das ist ja das Schöne am Kino: man darf ordentlich dick auftragen, auch wenn die Realität vielleicht längst nicht so schlimm aussieht.
In „Children of Men“ allerdings ist nicht mehr viel zu retten von der Welt, obwohl die Endzeitvision von Alfonso Cuarón nur im Jahre 2027 spielt. Clive Owen lässt als ziemlich depressiver Antiheld in FlipFlops den Kopf hängen, die Menschen können keine Kinder mehr kriegen und überall herrschen Terror und Fanatismus. Dann gerät Protagonist Theo allerdings in den Dunstkreis von Menschenrechtlern, eine Schwangere taucht auf und der Kugelhagel kann beginnen. Wie die werdende Mutter und ihr Retter auf der Flucht sind, sollte man keinesfalls mit religiösem Mutterkult verwechseln, denn es ist schlicht großartiges Kino.
So weit mag man im Falle von „Der Fluch – The Grudge 2“ natürlich nicht gehen – vor allem, weil der Film offiziell nicht der Presse gezeigt wurde, was immer ein schlechtes Zeichen ist. Immerhin ist das halbwegs gruselige Kind aus dem ersten Teil wieder mit dabei und Sarah Michelle Gellar ebenfalls, wobei letztere dieses Mal nicht allzu lange durchhält. Das darf man wohl verraten, weil es der Trailer schon erahnen lässt, auch wenn man sich sonst – wie gewohnt – nicht allzu lange mit Handlung oder ähnlichem aufzuhalten scheint. Aber auf böse Mächte und jede Menge Schreckmomente wollen wir trotzdem hoffen. Und natürlich auch auf ein paar glückliche Gewinner, denn ein paar Verlosungs-Geschenke waren vorab immerhin zu haben.
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Ebenfalls grausam, allerdings leider wesentlich realer ist der Schrecken, um den es in „Der letzte Zug“ geht. Die letzten 688 Berliner Juden sind im April 1943 eingepfercht wie Vieh in viel zu engen Waggons auf dem Weg ins Konzentrationslager Auschwitz. Dieses unmenschliche Schicksal ist für aufmerksame Zuschauer zwar nichts Neues und hier erwartbar inszeniert, doch die Thematik ist noch immer für ein eindringliches Kinoerlebnis gut – und für den besten Film von Joseph Vilsmaier seit Ewigkeiten.
Einen Ausweg aus all dieser deprimierenden Trostlosigkeit bietet immerhin „Ein gutes Jahr“, der neue Film von Ridley Scott, der seinen Optimismus schon im Titel trägt. Schöne Menschen tun schöne Dinge, während immerzu die Sonne scheint, da man sich ja schließlich in Südfrankreich befindet. Da muss man schon ein ganz schön grimmiger Kerl sein, um sich dieser riesigen Portion Kitschromantik nicht hilflos zu ergeben, weswegen es umso verwunderlicher ist, dass ausgerechnet Telefon-Raufbold Russel Crowe die Hauptrolle spielt.
Das Thema Tod lässt sich in dieser Woche trotzdem so schnell nicht ignorieren. Weder in „Loggerheads“, einem sehr gelungenen, weil angenehm ernsthaften US-Episodenfilm über einen jungen Einzelgänger, ein verbittertes Pastorenpaar und eine unglückliche Frau auf der Suche nach ihrem Sohn. Und auch nicht in „7 Jungfrauen“, einer spanischen Coming-Of-Age-Geschichte über zwei Freunde
und ein Wochenende zwischen Mädels, Drogen und anderen schmutzigen Geschäften. Nur über „Stille Sehnsucht – Warchild“ wollen wir lieber das Mäntelchen des Schweigens decken; ein krudes Pseudodrama, das dem Thema Jugoslawienkrieg und seine Folgen nie auch nur annähernd gerecht wird.
Selbst allerdings in einer thematisch so düsteren Woche wie dieser führt mal wieder kein Weg vorbei an sprechenden Zeichentricktieren, die in jüngster Zeit so häufig auftauchen als würden vielleicht die Menschen keine Kinder mehr kriegen, animierte Pelzträger dagegen umso mehr. In „Jagdfieber“ machen jedenfalls ein Bär, ein Hirsch und jede Menge Kleinvieh den Wald unsicher. Weil der Geweihträger dabei von Jürgen Vogel gesprochen wird und das Tier natürlich keine Hose trägt, könnte man hier übrigens von einem weiteren vogelschen Nacktauftritt sprechen. Ob das dann allerdings Anlass zur Freude oder doch nur ein weiterer Grund zu missmutigem Trübsal ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Patrick Heidmann
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