Drei außergewöhnliche Bands elektrisierten die Jägermeister Rockliga – Der motor.de Livebericht aus dem Werk2 von Gruppe B
Es war schon ein seltsames Gefühl. Dienstag Abend, 14.10., 19 Uhr, Gedränge vor dem Werk 2 in Leipzig. Die Jägermeister Rockliga machte Station, doch der Begriff „rocken“ schien an diesem Abend eher nebensächlich zu sein. Nach dem Sieg von „Die Mannequin“ aus der gitarrenlastigen Gruppe A durften nun die Elektrotechniker aus Gruppe B gegeneinander antreten: Metronomy aus England, die gehypeten Crystal Castles aus Kanada und die fünf Schotten von Shitdisko heizten dem Publikum ordentlich ein. Zusammen war das ein Monstrum aus Trash, Idol Pop, House und Alternative, das auf die Zuhörer einschlug. Durchaus abwechslungsreich, durchaus spannend.
Den undankbaren Anfangsgig mussten Metronomy übernehmen. Mit toller Lightshow versuchten sie das Publikum zu überzeugen. Und mit einer Mischung aus Elektrobeats und Gitarrenelementen. Ein Kompromiss, den Crystal Castles gar nicht erst versuchten. Klar hatten sie auch die größere Fanbase am Start, vielleicht war bei Metronomy aber auch einfach noch nicht genug Jägermeister aus dem Reagenzglas ins Blut gesickert.
Metronomy spielten mit Licht und Ton
Nach der ersten Atem- und Umbaupause und 45 Minuten Metronomy legten die Kanadier los. „Electro-Scream-Trash“ war nun Programm. Das durchmischte Publikum feierte ausgiebig. Beinahe kam im Werk 2 Clubatmosphäre auf. Sängerin Alice Glass verausgabte sich völlig. Kein Wunder, dass nach einer halben Stunde Dauerschreiens ihre Stimme kurzzeitig kapitulierte. Ausgiebiges Stage-Diving entschädigte die verschwitzten Fans. Alles entschieden? Klar!
Alice Glass von den Crystal Castles schrie und schrie
Erneutes Atem holen. Das Schreien klang im Ohr noch nach. Hat jemand den Text verstanden? Unwichtig! Einige gingen, für sie war das Highlight des Abends schon vorbei. Wer hätte schon mit Shitdisko gerechnet? „Stadionsprecher“ und Schiedsrichter Axel Bosse rief das Publikum zur dritten Runde auf.
Souveräner Moderator Axel Bosse
Dass bei Shitdisco der Name nicht Programm ist, konnte man sich ja schon vorher denken. So tanzbar hatte man sie jedoch nicht erwartet. Die Jungs aus Glasgow zogen ihre Elektropunk-Nummern konsequent durch. Sie ließen niemanden zur Ruhe kommen. Rock traf Dance, Punk kam hinzu und heraus kamen eine Menge heißer Füße. Leuchtende Gitarren halfen auch den visuellen Typus zu überzeugen. Die Favoriten Crystal Castles waren geschlagen. Prompt trat Moderator Axel auf die Bühne, um die Restenergie des Publikums schnell noch einmal in Applaus umzuwandeln
Die Sieger: Shitdisco aus Schottland
112,9 Db erreichten Shitdisko auf dem Applausometer, gefolgt von Crystal Castles und Metronomy. Vielleicht lag es auch daran, dass einige Fans des Doppel-Cs nicht mehr mitschreien konnten. Insgesamt eine faire Sache, zumal Shitdisco den Abend zuvor in Frankfurt nur den dritten Platz belegen konnten. Noch müssen aber die Fans in München, Stuttgart und Erfurt in den nächsten drei Tagen entscheiden, wer zum Finale nach Berlin fährt. Bis jetzt ist der Punktestand noch ausgewogen.
Rockliga in Leipzig hat uns mal wieder einiges gelehrt. Zum Einen, dass wie in der richtigen Liga der Favorit nicht immer der Sieger sein muss. Zum Anderen, dass es durchaus Spaß machen kann, wenn der Begriff „rocken“ sehr dehnbar ist.
Stephan Klingebiel
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