Es soll ja vorkommen, dass man Lust hat auf Kino – aber keiner der Filme so wirklich dem eigenen Geschmack entspricht. Da steht einem der Sinn nach einer Liebesgeschichte, aber eben nicht nach einer dieser klebrig-süßen Romanzen à la Hollywood. Oder man freut sich auf einen richtig beeindruckenden Zeichentrickfilm aus dem Hause Pixar, während im Kino um die Ecke nur eine europäische Kinderbuchverfilmung läuft. In dieser Woche aber sind solche Probleme nicht zu erwarten. Denn kundenfreundlicherweise sind die neuen Filme so programmiert, dass sie gleich mit einem entsprechenden geschmacklichen Gegenstück ins Rennen gehen.
Hellboy – -Die goldene Armee
Wer auf der Leinwand nach Märchenhaftem mit einem guten Schuss Fantasy und vor allem reichlich Humor sucht, muss sich beispielsweise nicht nur mit „Hellboy – Die goldene Armee“ begnügen. Wobei dieses Sequel, das wieder der überbordenden Phantasie Guillermo del Toros entsprungen ist, schon mal keine schlechte Wahl ist für alle, die ihre Comicverfilmungen ein wenig anarchisch und vor allem detailverliebt haben wollen.
Die Geschichte vom Brandner Kasparl
Als aus ähnlichen Elementen bestehende Alternative bietet sich ausgerechnet deutsches Kino an. „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“ hat sogar, dank eines kaum wiederzuerkennenden Bully Herbig in der Rolle des Gevatter Tod, fast genauso viel Make-up zu bieten wie das Abenteuer von del Toros feuerrotem Superhelden mit den abgesägten Hörnern. Aber gleichzeitig erzählt der Film von Joseph Vilsmaier eben allen Heimatfans auch eine urbayerische Geschichte.
Das Lächeln der Sterne
Unterschiedliche Geschmäcker werden auch im Genre des Liebesfilms bedient. Der Zuschauer könnte sich in dieser Woche für die klassische Hollywood-Herangehensweise entscheiden, denn „Das Lächeln der Sterne“ besteht natürlich aus den gleichen Versatzstücken wie alle Nicholas Sparks-Verfilmungen: kitschiger Titel und ebensolche Bilder, viele Liebesbriefe und dramatische Rückblenden und natürlich das Hochhalten der Familie und ihrer klassischen Werte. Und den silbrig-grauen Hundeblick von Richard Gere gibt’s noch dazu!
Nuelich in Belgien
Wer so viel Saccharin nicht zu sich nehmen mag, aber trotzdem eine Geschichte über die Liebe sehen möchte, sollte besser Eintrittskarten für „Neulich in Belgien“ lösen. Dieser belgische Film über eine 42-jährige Mutter, die nach einem Unfall einem 29-jährigen LKW-Fahrer näher kommt, ist nicht nur wesentlich amüsanter als die über-emotionale US-Produktion, sondern erzählt auch derart authentisch und behutsam vom komplizierten zwischenmenschlichen Hinundher, dass die behaupteten Gefühle hier tatsächlich echt und glaubwürdig erscheinen.
Das Fremde in mir
Kontraste bietet aber auch der deutsche Film, dieses Mal in Gestalt von „Das Fremde in mir“ und „Zweier ohne“. Ersterer erzählt vom Leben, in Form einer jungen Frau, die ihr erstes Kind zur Welt bringt, letzterer handelt (unter anderem) vom Tod und garniert seine Geschichte einer ganz speziellen Freundschaft zwischen zwei Jugendlichen mit allerlei Selbstmorden. Ganz so einfach ist die Sache allerdings dann doch nicht. Denn während sich dort für die junge Mutter das viel beschworene Babyglück einfach nicht einstellen mag, wird hier – trotz allen dramatischen Sterbens – letztlich auch das Leben gefeiert.
Vor allem aber haben beide Filme einiges gemeinsam: in beiden Fällen sorgen höchst souveräne, angenehm ambitionierte Regisseure (Nachwuchshoffnung Emily Atef beziehungsweise Jobst Oetzmann) mit Hilfe ihrer talentierten Schauspieler und überzeugender Bilder dafür, dass ihre Filme richtig sehenswert sind.
Der Mondbär – Das große Abenteuer
Pech hat in dieser Woche letztlich nur, wer Lust auf einen Animationsfilm hat. Denn auf diesem Feld ist die Auswahl an Neuware enttäuschend gering und „Der Mondbär – Das große Abenteuer“ ganz allein auf weiter Flur. Aber es spricht ja auch nichts dagegen „Wall-e“ noch ein zweites Mal zu gucken!
Text: Patrick Heidmann
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