“Ich war ein großer Joy Division-Fan – zugegeben! Aber ich war genau so großer Black Flag-Fan, und für jemanden wie mich, der in den Siebzigern geboren wurde und in den USA der Achtzigerjahre aufwuchs, war Skate-Punk eine große Sache!” Nicht nur die unfassbar sanfte Stimme, mit der Sam Beam diese Jugenderinnerung erzählt, lässt jegliche üblicherweise mit Bands wie Black Flag oder überhaupt dem Punkrock-Genre assoziierte Aggressivität vermissen – auch angesichts der neuen Iron & Wine-Platte “The Shepherd’s Dog” käme man nicht unbedingt auf die Idee, der Mann könne irgendeiner Fliege auch nur ein Haar krümmen. Zu ohrenschmeichelnd und harmonisch sind die Alternative-Country Songs des Mannes, der einst im Filmbusiness arbeitete, “was toll ist, wenn man Single zeitlich flexibel ist”, danach sogar über Cinematographie dozierte, inzwischen aber von der und für die Musik lebt – und zwar gemeinsam mit seiner stetig wachsenden Familie auf dem Land etwas außerhalb von Austin, Texas, und zwar “weil es dort einfach billiger und entspannter ist, als in Miami.” Aber bei allem Wohlklang sollte man nicht dem Irrtum aufsitzen, zu glauben, Sam Beam mit seinem Jesus-Bart wäre ein weltfremder Zausel, der von Liebe, Gottesfurcht und dergleichen singt. Das tut er zwar, denn “ich bin natürlich sehr von der christlichen Folklore beeinflusst, und die Sonntags-Schule der Kirche war ein großer Faktor in meiner Erziehung” – aber auf sehr hinterfragende, durchdachte Weise. Fernab von allen Redneck- und Religions-Fanatiker-Klischees, die man vom christlichen Süden der USA so haben mag, kreiert Sam Beam aus dem, was ihn umgibt, eine Musik, die die uns umgebende Realität für alle zu einem schöneren Ort machen könnte. Wenn man denn die Ruhe findet, zuzuhören, wenn Baem vom Hund des Hirten singt, oder den “Lovesong Of The Buzzard” beschwört, einen “Boy With A Coin” auf die Reise schickt, um schließlich einen fragilen Frieden, nämlich “Peace Beneath The City” zu finden.
Text: Ralph Schlegel
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