Fast musste man befürchten, Soffy O würde für immer auf “Missy Queen’s Gonna Die” reduziert werden. Denn nach dem vielleicht aufregendsten Dance-Hit der letzten zehn Jahre, den sie gemeinsam mit den Jungs von Tok Tok aufgenommen hatte, und dem zugehörigen Album wurde es reichlich still um die schwedische Wahlberlinerin. Nun meldet sie sich mit ihrem ersten Soloalbum “The Beauty Of It” zurück. Statt Tok Tok produzierte Soffy ihr Songs dieses Mal mit dem unvergleichlichen Funk-Bastler Mocky, was neben der blumigen Single “Everybody’s Darling” eine ganze Reihe kleiner (Elektro-)Pop-Perlen zur Folge hatte.
Wie ging es damals nach “Missy Queen’s Gonna Die” weiter mit Dir und Tok Tok?
Wir waren erst einmal auf Dauertour, und danach haben wir uns gar nicht mehr verstanden. (lacht) Nein, Quatsch, das war natürlich ein Scherz. Aber ich glaube, wenn man zu lange tourt, mit nur einem Album im Gepäck, und immer so kaputt gespielt ist, dass man zu Hause auch keine Lust mehr hat, im Studio an neuen Songs zu arbeiten, dann braucht man irgendwann mal eine Pause. Die Jungs hatten aber auf jeden Fall das Bedürfnis, als Tok Tok weiterzumachen und auch wieder mit anderen Leuten zu arbeiten, so wie sie das vor mir ja auch schon getan haben. Also haben sie sich an neue Projekte gesetzt, mit Nena zum Beispiel. Ich hatte aber auch Lust, mal etwas Neues zu machen. Also habe ich ab einem Punkt keine Bookings mehr angenommen und bin erst einmal wieder zurück nach Schweden gegangen.
Entstand dort dann auch die Idee für das Soloalbum?
Als ich anfing, mit Mocky zu arbeiten, gab es noch gar keinen konkreten Plan. Alle paar Wochen war ich damals immer in Berlin – mittlerweile lebe ich ja wieder ganz hier – und ging mit ihm ins Studio. Ich wusste gar nicht, was da passieren würde, und natürlich gab es keinen Plattenvertrag. Wir haben einfach Stücke geschrieben und mal gesehen, was passiert. Ich hatte noch nicht einmal das konkrete Ziel, die Sache als Soffy O, also als Solokünstlerin umzusetzen. Ohnehin sehe ich mich eigentlich eher als jemanden, der kollaboriert. “The Beauty Of It” ist eigentlich ein Album von Soffy O und Mocky.
Du hast also alle Songs tatsächlich erst mit Mocky erarbeitet?
Zum Teil gab es auch schon Stücke vorher, oder zumindest Ideen und Strukturen. Ungefähr die Hälfte des Albums habe ich schon in Schweden und ihm dann nach und nach vorgespielt. Aber es gab auch eine Songwriting-Phase, im letzten Herbst, wo wir Stücke komplett zusammen ausgearbeitet haben.
Kennst du Mocky eigentlich noch aus deinen Anfangstagen in Berlin, aus der legendären Galerie berlintokyo?
Ja, wir kennen uns aus dieser Zeit, obwohl er damals noch in London gelebt hat. Eigentlich haben wir uns da nur zwei- oder dreimal getroffen und dann erst einmal mindestens zwei Jahre lang nicht gesehen. Als ich dann in der Endphase bei Tok Tok war, zog Mocky nach Berlin und arbeitete an seinem R’n’B-Album. Damals entstand die Idee, mal gemeinsam etwas zu machen.
Gonzales und Jamie Lidell waren ja auch an deinem Album beteiligt, die wiederum viel mit Feist, Peaches und Co. zusammenarbeiten. Seid ihr alle eine riesengroße Clique, die nur gemeinsam abhängt und arbeitet?
Eigentlich nicht so sehr, zumindest nicht von meiner Seite. Die anderen sind ja alle Kanadier und schon lange befreundet, aber ich bin da jetzt nicht nachträglich dazu gestoßen. Feist zum Beispiel kenne ich gar nicht, wir haben uns nie getroffen. Man läuft sich also nicht zwangsläufig über den Weg. Gonzales kenne ich natürlich, aber auch mit ihm habe ich eigentlich nicht so viel zu tun – und er lebt ja auch längst in Paris. Vielleicht war das früher tatsächlich noch anders. Als ich nach Berlin kam, ging die berlintokyo-Zeit ja schon dem Ende zu. Dort kannte man sich natürlich, das war ja eigentlich ein ziemlich kleiner Laden. Aber als das vorbei war, haben sich doch all die Leute in verschiedene Richtungen zerstreut.
Aber Gonzales hat auch an deinen neuen Songs mitgearbeitet, oder?
Ja, das stimmt. Er hat Klavier gespielt, Schlagzeug und Percussion. Außerdem hat er ein bisschen bei der Produktion mitgeholfen und uns mit Ideen unterstützt. Wir waren dafür auch bei ihm in Paris, aber der Großteil des Albums ist schon hier in Berlin entstanden.
Wo du so gerne mit anderen Leuten zusammenarbeitest: sind da noch Wünsche offen?
Das ist immer schwierig, denn viele Produzenten, die ich toll finde, die irgendwie außerhalb meiner Reichweite liegen. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von Prince, aber ich würde mir nie wünschen, dass er mit mir arbeitet. Denn schließlich würde das ohnehin nicht klappen, denn er ist einfach viel zu weit. Außerdem finde ich, ist es das Wichtigste, dass eine Zusammenarbeit auf natürlichem Wege entsteht. Ich hätte niemals ein Album entwickelt und mir dann erst einen Produzenten dafür ausgesucht. Mocky und ich haben einfach gemeinsam angefangen zu arbeiten, und dann entstand dabei die CD. In Berlin, wo so viel passiert und so viele Leute Musik machen, gibt es diesbezüglich ja unglaublich viele Möglichkeiten.
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