The Cinematics aus Glasgow haben spätestens nach den Supportshows für We Are Scientists, Editors und Snow Patrol ihren Status als Geheimtipp verloren. Für Scott Rinning (Gesang und Gitarre), Ramsay Miller (Lead-Gitarre und Gesang), Adam Goemans (Bass) und Ross Bonney (Schlagzeug) war dieser fehlende Hype jedoch ein Segen.

“Das ganze Gequatsche der britischen Musikpresse behindert doch nur. Er macht deine Musik nicht besser. Wir waren ganz froh darüber, denn so konnten wir unser Album ohne Druck von außen beenden. Den größten Stress haben wir uns sowieso selbst gemacht”, grinst Scott nach vollendeter Arbeit. Der Titel ihres Debütalbums “A Strange Education” spiegelt den Weg, den die vier Schotten in den letzten Jahren gegangen sind, gut wider. The Cinematics sind in Inverness groß geworden, eine Kleinstadt in den schottischen Highlands, wo man als junger Mensch nur zwei Möglichkeiten hat: Entweder man übernimmt den Bauernhof oder die Metzgerei seiner Eltern oder “man hört neben den eigenen Platten die Musik seiner älteren Geschwister” und zählt die Tage bis zur Volljährigkeit, um da endlich raus zu kommen. Nach erfolgreicher Kleinstadtflucht trafen sie sich in Glasgow wieder. Die Geburtsstunde der Cinematics war gekommen. Warum The Cinematics? Haben wir es mit Film-Freaks zu tun? “Nein, natürlich nicht”, entgegnet Ramsay und lacht. “Unser Sound, unsere Musik soll auf die Leute eine gewisse Wirkung haben, er soll sie, ähnlich wie ein David Lynch Film, faszinieren und Raum für Spekulationen lassen”. Ihre Musik fasziniert durch eine ungeheure Vielfalt. Energetisch und ausufernd, druckvoll und frisch zielen die Fender-Gitarren mit voller Absicht auf die Tanzbeine. Scotts Stimme schraubt sich dabei mit hoher Kunst über den melodieverliebten Sound, mal ungestüm dann wieder gebändigt, prescht er mit seinen Mitstreitern durch die britische Musikszene der letzten 30 Jahre. Die obligatorische Frage nach den musikalischen Einflüssen gestaltet sich dann aber doch schwieriger als gedacht. “Das ist eine komische Geschichte mit den Einflüssen”, schmunzelt Scott. “Es ist nur menschlich, neue Bands in musikalische Schubladen zu stecken, das passiert ganz automatisch. Doch ist die New-Wave-Schublade mittlerweile so überfüllt, dass jede Band, die auch nur im Ansatz nach The Cure oder Joy Division klingt, da hineingepresst wird. Natürlich haben diese Bands einen großen Einfluss auf uns gehabt. Die Brit-Rock Szene der letzten Jahre hat aber genauso ihren Anteil gehabt wie die Smashing Pumpkins, The Clash oder Nirvana.”
Ihre letzten Konzerte haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen und wir dürfen uns freuen. Im Mai sind The Cinematics wieder in Deutschland. Dann aber als Headliner. Versprochen!

Text: Steffen Meyer