“What can a young boy do/ except play in a Rock’n’Roll-Band?” So ähnlich sangen einst die Rolling Stones, und diese Frage muss sich auch Michael Feerick gestellt haben. Doch seine Geschichte geht ein wenig anders als die üblichen Stories, in denen Jugendfreunde vom Schulhof auf kurzem Umweg über den Proberaum direkt auf den großen Bühnen dieser Welt landen. Der schlaksige Blondschopf aus Nottingham nahm ERST sein Debüt-Album auf und suchte sich DANN die Band zusammen, mit der er dem überraschenden Erfolg das neun Songs umfassende Werks gegenübertreten konnte. Denn nicht nur Portishead-Mastermind Geoff Barrow, der das Debüt im UK bereits im vergangenen Jahr auf seinem Label veröffentlichte, zeigte sich begeistert von der eigenwilligen Post-Grunge-Scheibe. Amusement Parks On Fire heißen nun Album wie Band, zu deren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der gute Michael bei einem Besuch in Berlin kürzlich Auskunft gab.

In England ist das Album schon eine Weile draußen, oder?
Ja, ich habe es aufgenommen, kurz bevor ich 19 wurde – jetzt bin ich 21.

Seitdem hast Du eine Band gegründet, inwieweit hat sich Deine Musik dadurch  verändert?
Nun, wir waren alle schon vorher befreundet. Dan, unser Gitarrist, hat auch das Album produziert. Das ist ja jetzt auch schon gut zwei Jahre her. In der Zeit hat sich die Dynamik der Band einfach entwickelt, genau so wie mein Songwriting.

Wie hast Du die Songs des Debüts geschrieben?
Mehr oder weniger im Studio, während ich sie aufgenommen habe. Die meisten Ideen hatte ich aber bereits im Kopf. Ich habe damals alle Instrumente nacheinander eingespielt, was schwieriger klingt, als es ist.

Die einzelnen Songs auf dem Album gehen mehr oder weniger fließend ineinander über. Warum?
Das Album war zur Veröffentlichung auf Vinyl gedacht. Als ich klein war, habe ich immer die Prog-Rock-Platten meines Vaters gehört, darauf waren im Grunde immer nur zwei lange Stücke Musik – eines auf jeder Seite. Es gibt auch Reprisen [Melodien oder Themen vorangegangener Songs, die wieder aufgegriffen werden], alles hängt zusammen und fließt ineinander – das Gefühl wollte ich nachbilden. Es ist also eine Verneigung vor den Prog-Alben der Siebziger.

Was waren Deine Favoriten unter den Platten Deines Vaters?
Hmm…frühe Genesis, Yes… Pink Floyd: Emerson, Lake & Palmer und Santana. Ich mochte auch “Tubular Bells” von Mike Oldfield.

Das ist ja nicht gerade die angesagtesten Referenzen, heutzutage…
Ja, das scheint ziemlich altmodisch. Es kommt aber darauf an, was man aus der Musik mitnimmt. Wenn man, sagen wir mal, 25-minütige Avantgarde-Tracks macht, die “von der Wüste inspiriert” sind, dann kann das wohl schnell ziemlich schlimm werden. Mir ging es aber mehr um die Stimmung, die diese Musik damals vermittelte.

Auf dem Album sind einige interessante Song-Titel. Was hat es beispielsweise mit dem “Ramones Book” auf sich?
Mark Spivey, ein Produzent aus Nottingham, der auch an der Platte mitgearbeitet hat, hat sich den Titel ausgedacht. Von ihm stammt übrigens auch ein anderer, nämlich “Local Boy Makes God”. Der spukte schon länger in der Gegend herum, und es gab auch kleinere Kämpfe zwischen uns, Seachange und ein paar anderen örtlichen Bands, wer den Songtitel benutzen durfte… Das mit dem Ramones-Buch kommt einfach daher, dass Mark in einem Buch über die Ramones erwähnt wird. Ich weiß aber nicht in welchem und warum. Das fand ich so cool, dass ich den Song so genannt habe.
 
Das Album hat beeindruckende Kritiken eingeheimst. Nerven Dich die Vergleiche, die bei Debüts unvermeidlich scheinen?
Einerseits finde ich es natürlich schmeichelhaft, wenn meine Musik mit der anderer Bands verglichen wird, die ich mag – oder deren Plattenaufnahmen ungefähr 25 Mal so teuer waren wie die 2.000 Pfund, die mein Album gekostet hat. Die meisten dieser Shoegaze-Bands, die immer wieder genannt werden, mag ich nicht besonders – aber der Vergleich mit My Bloody Valentine und Dinosaur jr. freut mich schon sehr…

Gab es auch Kritiken, die Dich geärgert oder verletzt haben?
Nicht wirklich. Ich nehme die alle – auch die überschwänglich positiven – nicht so wahnsinnig ernst. Was etwas nervte, waren die ewigen Erwähnungen meines Alters, sinngemäß etwa: “Oh, er sitzt da bei seinen reichen Eltern in der Villa und nimmt Musik auf teurem Equipment auf, das die ihm geschenkt haben” – was totaler Nonsens ist. Aber die meisten Besprechungen waren schon sehr nett.

Was denken denn Deine Eltern über Deine Musik?
Die sind natürlich sehr stolz, haben mich in jeder Hinsicht unterstützt. Ich mache das ja auch schon eine Weile. Mein erstes Album habe ich mit 15 aufgenommen, und jetzt kann ich sogar davon leben… Sie sind wirklich sehr froh.

Was ist aus diesem ersten Album geworden?
Nichts, hehe. Mein Manager möchte es gerne veröffentlichen – aber ich lasse ihn nicht! Es wäre mir zu peinlich. Zu der Zeit war ich eher Metal-Fan… Nee, das ist schrecklich… Vielleicht, wenn ich 50 bin oder so.

Stimmt, für eine “Early Works”-Compilation wäre es wohl etwas früh…
Ja, definitiv, hehe…

Text: Torsten Hempelt