„Geh doch nach Berlin, wohin deine Freunde fliehen. Geh doch nach Berlin. Hau doch ab nach Berlin!“ tadelten Anfang 2003 Angelika Express trotzig die Wegziehenden Labels und Djs Richtung Hauptstadt. Sollen die Verräter doch, der Tanzbär steppt auch weiterhin in Köln. Das lichte Sommerfell steht ihm gut und verleiht Eleganz und Grazie. Für die passende Musik sorgen junge elektrisierende Punktbands aus dem Herzen der Domstadt.
Mit ist eine von ihnen, wenn nicht sogar die eine. Das Trio serviert als dreckige Beatmaschine vom Rhein den tanzhungrigen Inidetanzroboter dieser Tage das gewünschte New Wave Kuhglockengebimmele. Ihr Bastard aus Joy Division Düsterkeit, Death From Above 1979 Bassgewitter und kirrer Test Icicles Hookline drückt dermaßen auf die Schweißdrüsen, dass selbst Meister Propper Probleme hätte, die Tanzfläche wieder sauber zu bekommen.
„The Guys made a long way in a very short time”
Kennen gelernt haben sich Edi D. Winarni und Tamer F. Özgönenc in der Schule. Und weil Schule stinkt, begann man zu Hause mit einfachem Bass und Drumcomputer zu experimentieren. Der jugendliche Forschungsdrang führte beide bald ins hörbare Elektropopgefilde. Langweilig! lautet dennoch die Selbstkritik. Man ist zu wenig wild und brutal, der gewünschte Tritt in die Margengrube fehlt. Eine menschliche Beatmaschine musste her. Auf der Suche lernen sie Felix S. Ulmer im Internet kennen. Der Schlagzeuger orientiert sich vorerst an der Musik von Limp Bizkit, schwört Fred Durst und Co jedoch nach eingängiger Musikbelehrung ab und vervollständigt wenig später das Trio.
„Szenenapplaus, Szenenablaus!“
Edi kreischt Wortspielereien und Befindlichkeiten, bedient den Distortionbass, Tamer sorgt für fiepsende Drumcomputerausfälle und Felix für das passende Trommelfeuer. Der Teenage Riot aus Bayenthal und Buchforst findet schnell Anhang und springt dank der digitalen Partnerbörse MySpace in den nächst besten Hype Fluss. Getragen hat er „Die Goldenen Zitronen auf Acid“ bis nach England. Mit geben mittlerweile auf der Insel fast genau so viele Konzerte, wie in Deutschland. Hier liebt man den „German Sound“, ihren klagenden und leidenden Gesang, die verzerrten Basslinien und unkontrollierten Moog-Synthesizer-Ausraster. Der rebellierenden Minimalismus vom Rhein schließt Seilschaften zur britischen Neon leuchtenden New Wave Szene und bekommt 2007 erstmalig Airplay bei BBC 1.
„Noch so jung und schon besser, als du!“
Trotz Abistress und Zivildienste standen die nicht ein mal 20 Jährigen so schon mit internationalen Berühmtheiten wie den Blood Red Shoes, Die Goldenen Zitronen, Fettes Brot, Gonzales, Help She Can’t Swim, Jeans Team, Mediengruppe Telekommander, Peaches, Shitdisco, Test Icicles, The Gossip, The Long Blondes, The Robocop Kraus und Victorian English Gentlemans Club auf der Bühne und ließen ihre Tanzbomben aufs exaltiert feiernde Publikum niederregnen. Alles im Sinne der endlosen Party.
Ihre Platten werden dank Label Ralley/ Klee, bei denen unter anderem Klaxons und Lo-Fi-Fnk beheimatet sind, mittlerweile sogar in Japan veröffentlicht. Und egal welche neuen Türen Mit mit ihrer am 18. Juli via Lo-Fi Merch erscheinende EP „Was War Es” aufstoßen, der Tanzbär steppt auch weiterhin zu ihrer Musik.
Hans Erdmann
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