Erzählt man Mother Tongues’ Geschichte kommt man um eines nicht herum: die Ian Astbury-Story. Der The Cult-Sänger sieht die junge Band 1992 im legendären The Central in Los Angeles und ist folgenreich begeistert. Von Austin, Texas in die Engelsstadt sind die Mannen um Sänger/Bassist David Gould erst kurz vorher gezogen, um ihre Zukunftsaussichten zu erhöhen. Und in der Tat findet ihr funkiesker Crossover-Bluesrock im kalifornischen Schmelztiegel Gehör und Fürsprecher. Denn Astbury nimmt sie nicht nur mit auf Tour, er knüpft auch den Kontakt zu Victor Murgatroyd, der die Band 1993 bei Epic unter Vertrag nimmt. Zwar verlieren sie bald darauf ihren Gitarristen Jesse Tobias, der ein kurzes Intermezzo bei den Chili Peppers beginnt, spielt doch deren Gitarrist, John Frusciante, lieber mit seinem Leben und dem Heroin, aber mit Bryan Tulalo ist schnell adäquater Ersatz gefunden.
Das Debüt schlägt in der Kritik hervorragend ein, bei den Verkaufszahlen weniger. Ihr hier präsentierter bluesiger Hardrock, immer wieder unterbrochen von seichten Funk- und Souleinschüben, wird fortan unverkennbares Markenzeichen der Tongues’. Den Gould selbst übrigens als eine Synthese aus Doors und Black Flag begreift. Besonders live kann man sich kaum ihren unglaublichen Vibe und Groove entziehen und so gelten sie schnell (bis heute) als eine der besten Livebands der Stadt der Engel.
1996 dann die überraschende wie vorschnelle Trennung. Zum Glück besinnen sie sich anno 1999 aber eines besseren, nichtzuletzt wegen der großen Fanfürsprache aus Deutschland. „Streetlight“ erscheint 2002 mit dem kleinen Hit und Liveknaller „Crmbl“ und einem Interimsdrummer, der für das ein Jahr später erscheinende „Ghost Note“ von dem Australier Sascha Popovic abgelöst wird.
Mauricio Quinones
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