Motor.de hat mit James Cook, dem Sänger der britischen Band Nemo, über Berlin, das schönere Leben ohne Plattenfirma und seine Erlebnisse mit IAMX gesprochen.

James, du bist vor einem Jahr von London nach Berlin gezogen. Wie fühlst Du Dich in Deutschlands Hauptstadt?

James: Ich habe 10 Jahre in London gelebt. Das war inspirierend und aufregend. In London ist es leicht, Leute kennen zu lernen. Außerdem ist es gut, dort Musik zu machen, obwohl es auch sehr teuer ist. Allerdings ist man in Berlin nicht so gestresst wie in London. Ich habe hier viele Freunde und Berlin ist sehr international. Eigentlich internationaler als London. Ich fühle mich sehr wohl hier.

Ist denn euer drittes Album, das bald erscheint, ein „Berlin-Album“?

James: „The Third Wave“ ist kein hundertprozentiges Berlin-Album. Die meisten Songs habe ich in London geschrieben, zwei sind in Berlin entstanden und einer ist über Berlin. Es ist der letzte Song „Silent Roads“. Es geht darum, London zu verlassen und nach Berlin zu kommen. Dieses Lied hebt sich von den anderen ab. Es ist sehr ruhig und hat Streicher.
Das Album ist dunkler, schwerer und nicht so poppig wie die anderen vorher. Es eignet sich gut zum Autofahren, wenn man eine lange Strecke vor sich hat.



Das Album wird ohne Label veröffentlicht, dazu gibt es eine Aktion. Wie funktioniert das?

James: Wir hatten bis jetzt nie ein festes Label. Wir sind ja auch keine Superstars. Gelegentlich haben wir mit kleineren Labeln zusammen gearbeitet, aber nicht fest und es hat immer geklappt. In den letzten drei Jahren hat sich das Internet als optimaler Vertrieb herauskristallisiert. Zusätzlich braucht man Promotion und etwas Geld. Seien wir mal ehrlich, ein Label gibt Dir nicht einfach so Geld. Es ist vielleicht anstrengender die Produktion und Promotion selbst zu machen, aber es funktioniert und man ist nicht von einem Label abhängig. Unsere Idee war es, unsere Songs über MySpace als Free-Download zur Verfügung zu stellen. Jede Woche einen Song. Gleichzeitig haben wir das Angebot, dass wir beim Kauf des neuen Albums, das erste und zweite Album umsonst dazu geben. Man kauft sozusagen das neue Album im Voraus und dieses Geld stecken wir dann in den Release.

Der offizielle Releasetermin ist doch aber im April?

James: Man kauft das Album jetzt, dann mailen wir die Songs sofort per mp3. Wenn das Album dann gepresst ist, schicken wir es hinterher. Der „Vorher-Kauf“ finanziert also das Pressen des Albums.

Da habt ihr euch in diesem Jahr einiges vorgenommen. Was steht sonst noch an?

James: Wir kümmern uns um die Promotion und ich habe noch eine weitere Band gegründet: The Dollhouse. Da arbeiten wir auch gerade an einem Album, das in diesem Jahr fertig werden soll. Mit beiden Projekten will ich natürlich auch Gigs spielen. Vielleicht lässt sich das alles irgendwie vereinen.

Nemo – Yellow Sun


Chris Corner alias IAMX war im letzten Jahr gemeinsam mit Nemo auf Tour. Ihr zwei seid befreundet. Kannst Du eine schöne Geschichte erzählen?

James: Wir sind gute Freunde und kennen uns seit acht Jahren. 2004 war ich schon mal mit IAMX auf Tour, zuerst nicht als Musiker. Chris machte Scherze und meinte, er brauche jemanden, der seine Taschen trägt. Er fragte mich, ob ich mit nach Berlin und in die Schweiz kommen will. Wir sollten im Haus von Robert Palmer wohnen. Ich sagte sofort zu und freute mich, mal aus London raus zu kommen. Als wir dann für zwei Tage in den Schweizer Alpen in Robert Palmers Haus saßen, spielten wir ein bisschen und er fragte mich, ob ich nicht bei einigen Songs Gitarre spielen will. Und ich sagte „Okay“. Als wir dann in Berlin waren, habe ich beim ganzen Auftritt Gitarre gespielt und das war mein erster Gig in Berlin. Dann war ich noch ein Jahr mit IAMX auf Tour und im letzten Jahr begleiteten Nemo IAMX.

Interview: Ulivia Gattermann