Tommyboy befindet sich zum Zeitpunkt dieser Unterhaltung gerade in London, um für sein neues Soloalbum ‘Tommyland: The Ride’ die Werbetrommel zu rühren, welches den Drum-Überflieger – und das ist diesmal wörtlich zu nehmen – als gutgelaunten, trommelnden und singenden Gastgeber einer ohrwurmgespickten Alternative-Rock-Stargast-Party präsentiert, zu der unter anderem Chad Kroeger von Nickelback, Joel ‘Good Charlotte’ Madden und Backstreet Boy Nick Carter geladen sind. Doch fragen wir den guten Tommy erst mal, ob er sich von den Verbrennungen erholt hat, die er sich während einer seiner berühmten ‘Ich – spring – von – einem – an – der – Decke – hängenden – Schlagzeug – mit – dem – Bungee – Seil – ab’-Kapriolen zugezogen hat. Zumindest war dies die letzte von unzähligen Schlagzeilen, die Tommy im Laufe seiner Karriere so inspiriert hat.
Hast du deinen heißen Drum-Stunt einigermaßen glimpflich überstanden?
Tommy: Ich hab mir nur ein bisschen die Augenbrauen und in paar Haare versengt. Ansonsten bin ich in Ordnung.
Die Gästeliste auf deinem neuen Album ist ja ziemlich beeindruckend, wie kam die zustande?
Tommy: Etwa die Hälfte der Leute sind Freunde, mit denen ich schon immer mal etwas machen wollte. Die andere Hälfte sind Leute, die ich auf meiner Wunschliste hatte, weil ich sie für ihre Musik respektiere und schätze und unbedingt mal gemeinsam mit ihnen arbeiten wollte.
Gibt es noch jemanden, bei dem sich der Kollaborations-Traum bislang noch nicht erfüllt hat?
Ja, ich hätte gerne noch was mit Lenny Kravitz und Steven Tyler gemacht, aber das hat mit deren Terminkalendern nicht hingehauen. Irgendwann kriegen wir das auch noch gebacken. Ich habe jetzt schon ein paar neue Songs, an denen ich arbeite, es gibt also definitiv ein nächstes Mal.
Die Platte hat eine hohe Hitdichte, man könnte fast schon sagen, dass die Songs allesamt sehr poppig ausgefallen sind
Tommy: Ich hatte diese Unterhaltung mit meinem Co-Produzenten Scott. Es ging darum, dass ich erst gar keine Lust hatte, ein ganzes Album aufzunehmen, sondern nur einzelne Singles herausbringen wollte. Das war unser Ansatzpunk für das ganze Projekt. Letztlich haben wir dann zehn Singles gemacht und doch eine ganze Platte, aber die Idee anfangs war, nicht so einen Scheiß rauszuhauen wie es viele Alben heute sind. Zwei Singles und der Rest ist kacke. So ein Typ will ich einfach nicht sein, damit möchte ich nichts zu tun haben. Es war meine Mission, zehn großartige Stücke zu machen, und wenn ein Song mal nicht so prall geworden ist, kam er eben nicht auf die Platte.
Die Idee mit den Singles ist eigentlich gar nicht so schlecht…
Tommy (freut sich): Wäre das nicht cool? Einfach nur Singles veröffentlichen.
Ja, und die kann man dann sammeln und am Ende in eine Box stellen…
Tommy (total begeistert): Genau, das ist es. Gute Idee. Ich mache in Zukunft nur noch Singles.
Themenwechsel. Du bist ja nicht nur für deine Musik, sondern auch als Partyhengst bekannt. Lässt du es wie deine Bandkollegen mittlerweile etwas ruhiger angehen?
Tommy: Ich drehe immer noch konstant volle Kanne auf. Ich werde wohl immer dieser Typ sein und bleiben.
Wie hältst du dich dabei fit?
Tommy: Ich spiele Schlagzeug. Kein Fitnessstudio, ums Verrecken nicht. Ich empfehle das eigentlich jedem. Schlagzeugspielen ist sehr therapeutisch… Boah, das kenne ich doch von Pink Floyd!… Sorry, aber wir sind hier gerade an einem Haus vorbeigefahren, das auf einem Pink Floyd-Albumcover ist. Okay, also nein, ich würde jedem empfehlen, der ein Fitnessprogramm machen will, für zwei Stunden Drums zu spielen. Es ist therapeutisch, man kann physisch wirklich auf was draufhauen, ein gutes Gefühl. Ich habe mir erst kürzlich während einer Show so einen Kilometerschrittzähler ans Bein geclippt. Am Ende zeigte das Teil an, dass ich 13 Meilen gelaufen wäre, das ist doch total abgefahren.
Apropos abgefahren – wie lief es denn so an der Uni bei den Aufnahmen zu deiner Reality-TV-Show “Tommy Lee Goes To College”?
Tommy: Ich habe dort Chemie, Musik und Amerikanische Literatur studiert, und somit einen Einblick ins Uni-Leben bekommen, was mir vorher ja total fremd und unbekannt war. Es hat Spaß gemacht und die Show ist saulustig geworden. Erst als sie dann in den Staaten im Fernsehen lief, habe ich mitgekriegt, wie viele Leute, die deine Musik normalerweise nie hören würden, sich das anschauen. Ich habe im Fahrstuhl dieses sehr alte Ehepaar getroffen, und die sind ausgeflippt, als sie mich erkannt haben und mir daraufhin erzählten, dass sie die Sendung lieben. Ich dachte mir nur: “Diese Typen gucken meine Show?” Das fand ich schon schräg. Na ja, aber ist ja eigentlich kein schlechtes Zeichen. Oh, da ist Big Ben! Entschuldige, ich benehme mich gerade wie so ein verfickter Touri.
Was ist denn dein nächster London-Programmpunkt heute?
Tommy: Ich spiele heute Abend noch ein DJ-Set in einem Londoner Club und werde dort Break-Beat, Progressive-House und Hard-House auf die Teller hauen – alles ziemlich harter, harter Stoff.
Zack und schon ist die Zeit abgelaufen, und Tommy muss raus zum nächsten TV-Auftritt. Schnell noch eine letzte Frage zu seinem Medienverhältnis, auf Grund ständiger Paparazzi- und Boulevard-Presse-Attacken bestimmt nicht immer so entspannt…
Was war eigentlich das blödeste Gerücht über dich, was jemals gedruckt wurde?
Tommy: Keine Ahnung, ich lese diese Scheiße nämlich nicht! Aber jetzt muss ich wirklich…
Text: Frank Thießies
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