Return of the Underdogs

“Es gibt nur ein Leben, deshalb weigere ich mich aufzugeben.” Kann man nachvollziehen, diesen Superpunk-(An)Satz, der den Auftakt bildet zu dem druckvollen neuen Superpunk-Album ‘Einmal Superpunk, Bitte’, das sich nicht nur am Nothern-Soul orientiert, sondern auch mal Songs mit Instrumente only abliefert. Lässig ist das. Und charmant zugleich. Geballte Faust voraus, es darf getanzt werden. Vergleiche mit den Sternen – allerdings besoffen – mit einer gehörigen Portion Motown werden angestrebt, und während die einen Superpunk als Partymusik für NeoMods klassifizieren, so dichten die anderen den Fünfen eine proletarisch-sozialistische Aufmüpfigkeit an.

Da sind sie wieder. All diese Parolen – pardon – Slogans zum Mitgrölen: “Tu am Besten so, als sei nichts gewesen. Ich werde vorbeikommen und dich auflesen.” Und: “Was ich hasse, regiert mich. Was ich liebe, verliere ich. Was ich suche, finde ich nicht. Ich bin alleine in eisigen Tiefen.” Toll. ‘Einmal Superpunk, Bitte!’ macht dort weiter, wo das famose ‘Wasser Marsch’ aufhörte. Sie lassen sich nicht auf die Knie zwingen, beweisen wieder Streit-Credibility und all das im Nothern Soul-Gewand. Und ein bisschen ausgefeilter, mit viel Bläserdruck von hinten. In den Straßen deiner Stadt, der alltägliche Kampf geht weiter. Mit genauso verqueren humorig versierten Texten wie einst bei’‚Neue Zähne Für Meinen Bruder Und Mich’ und ‘Ich Kann Nicht Nein Sagen’.

Politisch wollten sie nie sein. Sie reflektieren doch nur den Alltag. Schreiben Lieder über Individuen und deren Lebensumstände. Das ‘Wir gegen Sie’-Element kann Carsten Friedrichs in seiner Musik nicht finden: “Das wäre mir auch zu plump, uns als die Guten darzustellen. Es geht um Umstände, die einen fertig machen können. So wie bei ‘Neue Zähne Für Meinen Bruder Und Mich’. Die Geschichte ist ja wahr. Das stand wirklich so in der Zeitung. Da gab es diese Person, die so verzweifelt war, dass sie jemanden gekidnappt hat, um ihren Bruder neue Zähne zu finanzieren. Viele missverstehen uns da, weil es als Textzeile erstmal lustig klingt, aber es ist wirklich ein tragischer Fall.”

Auch wenn die Leute sie in die politische Ecke drängen wollen, so ist es Superpunk wichtig, dass man sie anders wahrnimmt: “In erster Linie möchte ich, dass erst einmal die Musik im Vordergrund steht. Dann vielleicht, dass unsere Musik was Besonderes ist. Ich würde mir einfach wünschen, dass wir als gute Rock’n’Roll Band wahrgenommen werden.”

Greifen Superpunk gerade deshalb – also um den Leuten zu zeigen, dass Superpunk auch ohne Texte funktionieren – gerne auf das gute alte Instrumentallied zurück? “Im Unterbewusstsein ist es sicher da, dass man auch gerne beweisen möchte, dass die Musik auch ohne Texte funktioniert. Gerade als deutschsprachige Band wirst du ja sehr schnell auf die Texte festgenagelt. Auf einmal stehen da nur noch die Texte im Vordergrund und nicht der Sound, den du machst. Unterbewusst ist es schon möglich, dass man auf diesem Wege zeigen will, dass das geile Musik ist, die man macht.”

Text: Tanja Hellmig