Sie haben nur zwei Shows und insgesamt zehn Songs live gespielt, und trotzdem darf man Deutschland dieser Tage guten Gewissens The Subways-Country bezeichnen. Das Trio aus dem idyllischen Welwyn Garden City beeindruckte die verdutzen Augenzeugen mit astrein kickendem Grunge- und Garagen-Pop, der so herrlich nicht nach retro klingt, dass man ihn getrost als das “next big thing” bezeichnen darf.

Sie sind ein lustiger Haufen, diese Subways aus dem 30 Autominuten von London entfernten Welwyn Garden City, einer in den Zwanzigerjahren von der britischen Regierung “künstlich” hochgezogenen Stadt mit einem Marktplatz, einer Post, einer Bank und ein paar Restaurants. In der besten Pizzeria am Platz treffen wir Subways-Sänger Billy Lunn (20), seine ein Jahr jüngere Verlobte Mary Charlotte Cooper (Bass und Minirock) und seinen Bruder Josh Morgan (Schlagzeug), der nach seinem kürzlich absolvierten Trip nach Amsterdam noch reichlich hung over sein erstes Pint bestellt. Nachmittags um zwei. Auch Billy und sein Mädchen waren ein paar Tage gemeinsam im Urlaub. “In Nizza”, wie Charlotte berichtet, und die Stadt “sei good fun”, aber sie und ihr Freund hätten sich in erster Linie im Hotel aufgehalten, um “zu entspannen, Fern zu gucken und an neuen Songideen zu arbeiten”. Im Urlaub, klar. Aber so läuft das, wenn die Band der Job, die Familie und das Hobby in einem ist, und man sich trotzdem noch liebt hat.

Angefangen hat das mit den Subways “da hinten”, wie Billy mit ausgestrecktem Arm und um 180 Grad gedrehtem Blondschopf erläutert, und damit den U-Bahn-Tunnel meint, durch den er jeden Morgen auf dem Weg zum College stapfte. Seinerzeit komponierte er gemeinsam mit Josh und Charlotte erste Songs in der elterlichen Wohnung, bevor sie sich abends in die U-Bahn nach London setzten, um dort “ein paar Shows” zu sehen. Die drei lieben Muse, sie verehren Oasis, sie haben nichts gegen Kylie Minogue und hören sogar Sigur Ròs ganz gerne. All diese Einflüsse scheinen auf dem nun vorliegenden The Subways-Debüt ‘Young For Eternity’ genauso durch, wie der Inhalt von Billys väterlichem Plattenschrank, in dem sich AC/DC-Platten genauso stapelten wie Motown-, Soul- und Blues-Scheiben. Was die Subways aus den vielen, in ihrem noch kurzen Leben aufgesaugten, Einflüssen so zusammenbrauten, ist der derzeit kickendste Rock-Mix, der mit retro, den Achtzigern oder gerippten Talking Heads-Riffs nix gemeinsam hat, sondern vor allem wir folgt klingt: extrem eigen und extrem aufregend.

Sänger Billy Lunn outet sich auf ‘ Young For Eternity’ nicht nur als sehr talentierter und mit einer sagenhaften Stimme gesegneter Frontmann, sondern auch als intelligenter, nachdenklicher und sehr talentierter Texter. Als Hauptinspirationsquelle bezeichnet Billy seinen “Grandpa”, der ihn als kleinen Steppke mit in den örtlichen Pub schleppte, um dort mit ihm über “Literatur, Geschichte, Musik oder einfach das Leben” zu philosophieren. Und dem kleinen Billy dabei beibrachte, wie man genau beobachtet und “Dinge aus dem Nichts kreiert”. Als Hommage an seinen Großvater nahm Billy auch dessen Nachnamen an, um auch ihn “young for eternity” und damit unsterblich zu machen.

Nun sind die Subways froh, ihren beiden eindrucksvollen aber virenbedingt sehr kurzen Detutschland-Gigs drei weitere folgen zu lassen, und zwar in einem etwas größeren Rahmen. Wie sich das gehört, für The Subway-Country.

Text: Florian Hayler