Schon der Titel des neuen, dritten Phantom/Ghost-Albums “Three” verdeutlicht, dass das Aufregende im Einfachen liegt – also auf zu neuen Ufern.

Neben Tocotronic-Mastermind Dirk Von Lowtzow sitzt auch Thies Mynther, Freund und Superpunk-Veteran, mit im Geisterboot. Ihr gemeinsames Projekt Phantom/Ghost ist das fruchtbare Ergebnis einer Annäherung zweier Musiker, die sich langsam aufeinander eingestimmt zu haben scheinen. Vor allem mit gemeinsamem Platten-Hören und Ideenaustausch wurde freundschaftlich der Weg für eine Kooperation geebnet. Dabei gab es keine eigentlichen Zielsetzungen, wie man es von Konzeptalben her kennt. Das ist wirklich nicht deren beider Ding. Sattdessen führte die Verdichtung von Ideen die beiden immer wieder zusammen. Schwärmerisch erzählt Dirk von Phantom/Ghost: “Unsere Musik ist sehr eigen. Nicht viele Musiker haben die Möglichkeit, akustische Spinnereien aus elektronischen und instrumentalen Sounds so ausleben zu können, wie wir dies seit nunmehr drei Alben unweigerlich tun.”

Unter anderem entsteht dieses Gefühl bei Dirk vor allem dadurch, dass Thies und er Probleme schnell zu lösen wissen. “Unsere letzte Platte ‘To Damascus’ mögen wir auch heute noch. Die damalige Produktion halten wir inzwischen aber für etwas zu durchstrukturiert. Deswegen wollten wir auf unserer neuen Platte die Dinge einfacher halten und herausgekommen ist zu unserer eigenen Überraschung ein elektronisches Folk-Album.” Das führt dann auch zwangsweise zu einem hohen Spaßfaktor, was man als Hörer in den deepen und melodiösen Tracks durchaus nachfühlen kann: “Wir haben auf ‘Three’ durchaus ein paar Dinge auf die Spitze getrieben. So mein Gesang im Song ‘Far From The Madding Crown’, der sehr ausufernd ist. Viele werden verblüfft sein. Wir fanden es aber geil.”

Betrachtet man die Arbeitsweise beider, so entstehen die Tracks schnell und intuitiv. Das Ziel dabei ist, Soundideen und Motive “nicht im klassischen Sinn aufzunehmen”, wie Dirk es formuliert. “Es gibt bei uns keine großen Studioaufenthalte. Wir finden es viel wichtiger, dass man sich immer wieder mal trifft und was Neues anschleppt – was gar nicht unbedingt etwas mit Musik zu tun haben muss. Also Bilder oder Eindrücke – etwas, das passt – mit dem sich dieses werdende Gebilde immer schlüssiger denken lässt.”

Mit ‘Three’ haben es Phantom/Ghost vollbracht: Sie sind eine richtige Band geworden, die nicht länger im Schatten von Tocotronic und Superpunk ihr Dasein fristen muss. Abseits jeglicher Hypes versuchen Dirk Von Lowtzow und Thies Mynther ihren Weg durchzuzeihen und scheinen damit zu einem der bestgehüteten Geheimnisse der aktuellen Pop-Musik geworden zu sein. Und wenn sie vom Sound der Stunde eingeholt werden, ist das ganz sicher nicht ihre Schuld.

Text: Marcus Willfroth