Deutsche Eltern, schaut mal euren Kindern auf den Mund! Anstatt eure leeren Hüllen samt erhobener Fackel durch Schneeberg zu manövrieren, solltet ihr doch dort ansetzen wo es wirklich brennt: am Mundwerk eurer Sprösslinge. Oder nicht?

Ein schneller Test. Denken Sie auch mal über folgende Fragen nach: Die Islamisierung Deutschlands und der Verfall unserer schönen Sprache schreitet stetig voran und uns Deutschen fällt nichts besseres ein, als mit Remmidemmi-Parolen auf Nachtwanderung zu gehen? Oder anders: Unseren Kindern kommen Wörter in den Sinn, gegen deren Ursprung wir uns nachts regelmäßig den Arsch abfroren? For real?

Nun hat der Langenscheidt-Verlag also entschieden. ”Babo" ist das Jugendwort des Jahres 2013. Was sich zunächst nur nach dem Ende aller Credibility von Typen wie Kollegah oder Haftbefehl anhört (siehe "Swag” und wie seine Wahl zum Jugendwort den Rapper Jay-Z hierzulande ruinierte), ist in Wirklichkeit ein Hinweis mit Nachdruck: Ja, wir bleiben bunt. Und: Eventuell kann Multikulti schon als Credo der jüngeren Generation durchgehen. 

Babo, für die Älteren, das bedeutet "Boss" und findet sich vornehmlich im Sprachbaukasten einiger jungen Gangster, die damit ihre Zugehörigkeit zu türkischen oder auch kurdischen Kulturkreisen signalisieren wollen. Mit seinem Gebrauch streift man sich also den Swagger von Rappern wie Haftbefehl über. Laut Hafti resultiert im Leben eines richtigen Babos übrigens aus Drogendealerei und Zuhälterei vor allem Straßenprestige — und natürlich Bargeld.

Aber weiter im Text: Anscheinend wollen die Schützer der deutschen Sprache hier nicht einschreiten und tun diese Wahl als unwichtiges Nebenprodukt platter Popkultur ab. Oder missinterpretieren gar den steten Trend zu Anglizismen — und jetzt ja auch morgenländische Lehnwörter — als höchstens zeitweilige Modeerscheinung. Auf bild.de findet sich gar nur eine mickrige Newsticker-Meldung zum Thema. Wo zum Teufel ist meine Fackel?

Fakt ist: Seit 2010 hat es kein hochdeutsches Wort mehr auf das höchste Treppchen beim Jugendwort-Award geschafft. Wobei selbst "Niveaulimbo" (2010) eher als Hybrid französischen, bzw. antillisch-kreolischen Ursprungs gelten dürfte. Witzig irgendwie, dass sich hier genau ablesen lässt, wen Deutschlands Jugend akzeptiert und wen möglicherweise nicht — im Gegensatz zu manchen Eltern. Nein, nicht nur witzig ist das, sondern verdammt integrativ und vorbildlich. Die stille Revolution, sie kommt von unten.

Ich glaube, dass ich im Namen der Redaktion sprechen darf, wenn ich sage: Heute Nacht bleiben die Straßen leer. Keine Fackeln gegen Babo, kein Hass für Chabo. Her mit den Habibis, Integration bleibt cool. Danke und weiter so, Langenscheidt.