Knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung des Debütalbums ‘Adieu Sweet Bahnhof’ und des heimlichen Sommerhits ‘Junge Mädchen’ legen Hund am Strand nach. Mit einer Live-EP wollen die drei Wahlberliner ‘Danke’ sagen für den rasanten Aufstieg und zahlreiche gefeierte Konzerte. Wir zogen mit Sänger und Gitarist Fabian Zwischenbilanz in der noch jungen Bandkarriere.

Fangen wir noch mal vorne an. Wie ging es los?
Seit Februar 2003 gibt es die Band mit der heutigen Besetzung. Vorher hatten wir schon ein Jahr mit einem anderem Schlagzeuger rumgespielt, seit dem dann mit Marv. Tina (Bassistin) und ich haben uns in der Uni kennen gelernt. Marv haben wir in der Garage Pankow, unserem damaligen Proberaum, getroffen. Der war immer unten den Gästen, wenn’s da Partys gab.

Wie siehst du jetzt rückblickend das aufregende Jahr 2005?
2005 war für uns schnell, neu und fremd, weshalb 2006 eigentlich ruhig werden sollte. Das hat bis jetzt noch nicht geklappt. Wir mussten einen neuen Proberaum finden und haben die Wochenenden ziemlich viel getourt.


Euer Album kam erst bei einem kleinen, unbekannten Label namens ‘Tenstaag’, nach dem es dort ausverkauft war, erschien es noch mal bei Motor. Verspürt ihr jetzt mehr Druck oder Verantwortung?
Die Fragen bei Motor sind essentieller und man muss genau wissen, ob und was man will. Ich merke das beim Studium, dass das ganze so zeitintensiv wird. Kann ich das verantworten?

Neben der Musik, studierst du noch Musikwissenschaften, Publizistik und Kunstgeschichte. Kriegt man das alles plus Privatleben überhaupt unter einen Hut?
Ich versuche es, so gut es geht. W„hrend wir auf Tour waren, hatte ich immer meinen Laptop und Bcher dabei. Ein wirres Bild. Der Vorsatz, im Tourbus zu lernen, ist eine Utopie. Wir sind immer mindestens zu viert unterwegs. Aber dadurch, dass wir diesen Sommer fast nur am Wochenende unterwegs waren, ging es schon.


Was siehst du als dein langfristiges Standbein, die Musik oder das Studium?
Das Studium ist auf jeden Fall mein Standbein. Ich bin da sehr vernünftig, ich könnte mich nicht von der Musik abhängig machen. Meine Songs entstehen aus dem Alltag heraus und wenn ich den Alltag nicht mehr hätte, dann wäre ich unglücklich. Wie das bei den anderen beiden Bandmitgliedern ist, weiß ich leider nicht.

Gibt es schon Pläne für das zweite Album?
Ich weiß nicht, in welche Richtung musikalisch die nächste Platte gehen wird, da wir alle drei manchmal sehr unterschiedliche Vorstellungen haben. Außerdem überlege ich gerade, wie ich dem Erwartungsdruck standhalten kann. Dieser Druck kommt von außen, aber vor allem von mir. Auch wenn ich das Gitarrenspiel nicht perfekt beherrsche, möchte ich, dass die Songs und die Texte gut sind.
Wir haben in Düsseldorf fünf Demos aufgenommen, und da stand stand ich vor vielen Fragen: Wohin soll es gehen? Muss man für den oder den Sound noch jemanden aufnehmen in die Band? Und ginge das gut? Soll es glatter produziert werden oder rauer? Wie bringe ich ein Klavier unter in einem Song, oder lass ich es lieber? Diese Fragen werde ich für mich beantworten müssen, bevor es die Arbeit an den neuen Songs konkreter wird. Das war beim ersten Album leichter. Da gab es noch keine Entwicklungswege, die man hätte gehen können.

Das erste Album ist nach einem Max Goldt Zitat benannt. Ihr habt privat drauf gezahlt, damit es im Digi-Pack erscheinen kann, eine Freundin von Tina hat das Cover gestaltet. Wie sieht es mit der Ästhetik bei der EP aus?
Ich hatte die EP bis jetzt noch gar nicht in der Hand. (Ich gebe sie ihm. Anm. d. Red.) Ist echt nett geworden. Das Cover soll das raue betonen, ich weiß allerdings nicht, wer auf den Namen Werkstatt gekommen ist. Es ist aber ein sehr schöner Name. Das Cover gefällt mir auch. Der Name Werkstatt bezieht sich wohl auf die Livesituation: Man werkelt an den Instrumenten herum, und es gibt drei neue Songs, die wir noch nicht aufgenommen haben im Studio, die also noch nicht ausgearbeitet sind. Es sind noch Objekte, an denen wir arbeiten.


Womit wir beim Hauptthema wären: der neuen EP ‘Werkstatt’.
Die Platte ist eine Hommage an die Leute, die uns gut finden und zu den Konzerten kommen. Sie hat einen dokumentarischen Charakter. Wir touren gerade sehr viel, wir arbeiten an neuen Song. Kurz: Ein Zwischenstand.

In einem Interview hast du mal zu eurem Hit ‘Junge Mädchen’ (auch auf der EP) gesagt: “Leute sagen immer: ‘Junge Mädchen” – der Sommer-T-Shirt-Ausziehsong. Ich finde das auch nicht geil.” Siehst du das heute ähnlich?
Viele Leute kennen den Song, aber kennen nicht die dazugehörige Band, das finde ich gut. Es kotzt mich nicht an, auch wenn wir den Song an keine außergewöhnliche Stelle in unseren Sets packen werden. Aber rausnehmen werden wir den Song wohl nie. Wenn die Leute bis dahin nicht gewippt haben, dann geht es spätestens mit dem Intro los.

Beschreib doch mal die neuen Songs.
‘Wenn der Tag vorbei ist’ war immer der letzte Song auf den Konzerten, weil er thematisch dahin passt. Der Tag und das Set sind vorbei. Es ist eine traurige Nummer, die nach Innen blickt. Der Song ist sehr persönlich, ich bin kein guter Geschichtenerzähler. Ich schaue, was in mir abgeht und pflücke da dann meine Worte oder Gestern für Songs heraus. Die Strophen haben einen resignativen Character, dass man sagt: “Ich kann nicht mehr, Hilfe!” Jeder hat sein persönliches Trümmergrundstück, aber aus Sicht der Band ‘Hund am Strand’ betrachtet, ist man einer von vielen, eine von vielen Bands und so stellt sich das Musikmachen in Frage. Ich frage mich, warum ich hier bin und gerade auf der Bühne für Euch spiele. “Ich gehe aufs Trümmergrundstück spielen” könnte auch heißen: Ich gehe auf die Bühne, um zu spielen. Ich frage mich sehr oft, ob andere Bands sich auch hinterfragen, was sie eigentlich machen. Machen die noch was anderes neben der Musik? Oder kann man überhaupt noch was anderes machen? Es gibt so viele Bands, die keine Stadien füllen, aber trotzdem irgendwie über die Runden kommen. Ist das nicht ein scheiß Job? Ich habe noch keine Antwort gefunden.
In ‘Glück Geklaut’ geht es um eine Beziehung, die abrupt in Frage gestellt wird, dadurch dass das Glück weg und geklaut wird. Auf der anderen Seite geht es um die diffuse Angst, dass etwas plötzlich abhanden kommt. Gerade wenn das in den Medien propagiert wird: Alle drei Minuten wird in Deutschland eingebrochen. So wird eine Angst geschürt. Diese Angst in ein Trennungslied einzubauen, fand ich interessant.
‘Chöre’ ist ein Liebeslied, in dem die Huldigung eines höheren, engelshaften Wesen beschrieben wird.


Bei einer Live EP stellt sich natürlich die Frage nach dem Befinden während einer Tour.
Im Augenblick würde ich gerne mehr Zeit zu Hause als auf Tour verbringen. Ich habe auch noch andere Dinge zu tun. Touren ist sehr zeitintensiv. Es ist monoton, ich finde es immer spitze, auf der Bühne zu stehen. Aber das ist immer nur ein kleiner Moment, für den ein riesiger Aufwand betrieben werden muss.


Club oder Festival?
Clubgigs sind cooler, man kann mehr aufs Publikum eingehen, die Zuschauer sind deinetwegen da. Geschlossene Räume haben eine intimere Stimmung. Andere sagen bei Festivals gibt es noch: Sonne, Sand und Strand. “Na, und?’, fällt mir da als Antwort ein. Aber Tina und Marv werden das anders sehen.


Und was machst du jetzt noch mit dem Restsommer?
Erholung, totales Abschalten, ein bisschen Abstand gewinnen, hoffentlich zwei Hausarbeiten schreiben und dann noch mal zehn Tage weg.